Foto: Lina Dahm

Marsch der »Lebensschutz«-Bewegung auch 2022 kleiner

Berlin • Bereits im zwanzigsten Jahr lief am 17. September der christlich-fundamentalistische »Marsch für das Leben« des Bundesverbands Lebensrecht (BVL) durch Berlin. Wie schon in den Vorjahren fanden immer weniger Teilnehmende ihren Weg in die Hauptstadt. Unsere mehrfachen Zählungen ergaben deutlich weniger als 3.000 Personen. Auch der BVL räumte den Rückgang ein (laut dortiger Zählung von 4.500 auf 4.000). Inhaltlich ist eine Verschärfung des Tons festzustellen. Eine US-amerikanische Anti-Choice-Aktivistin forderte zu »direkten Aktionen« auf und sprach von einem »globalen Völkermord« durch Abtreibungen. Cornelia Kaminski, Vorsitzende der größten deutschen »Lebensschutz«-Organisation Aktion Lebensrecht für Alle, übersetzte dies auf der Bühne verharmlosend damit, man müsse »direkt aktiv werden«.

Neben Mitgliedern der CDU/CSU unterstützten auch AfD-Politiker*innen den Aufmarsch, der erstmals nicht als Schweigemarsch deklariert wurde. Von der Spitze des Umzuges wurden durch die Gruppierung Progressive Anti-Abortion Uprising (PAAU) englischsprachige Parolen skandiert. Was für diese Gruppe »direkte Aktion« bedeutet, ist aus den USA bekannt: Mehrere Mitglieder waren wegen gewaltsamen Eindringens in eine Abtreibungsklinik im Jahr 2020 angezeigt worden. In dem Wohnhaus eines führenden Mitgliedes wurden in diesem Jahr zudem die Überreste menschlicher Föten gefunden, deren Herkunft ungeklärt bleibt. (uj)