Der Marsch zieht am Holocaust-Mahnmal vorbei. | Foto: Lina Dahm

»Lebensschutz« bleibt klein

Berlin • Nur eine Woche vor den Bundestagswahlen blieb der 17. »Marsch für das Leben« am 18. September ein schwungloser Event: Die Zahl der Teilnehmenden schrumpfte weiter auf weniger als 2.500 Personen. Die Veranstalter vom »Bundesverband Lebensrecht« (BVL) hatten das Doppelte erwartet. Alexandra Linder, Vorsitzende des BVL, freute sich bei der Auftaktkundgebung über das kürzlich in Kraft getretene restriktive »Heartbeat«-Gesetz in Texas. Wie schon in den Vorjahren positionierten sich weitere Redner*innen aus dem evangelikalen christlichen Spektrum gegen das Recht auf Abtreibung oder gegen ärztlich begleiteten Suizid. Der Vorsitzende der evangelikalen Nachrichtenagentur IDEA, Helmut Matthies, griff dabei die Straffreiheit im geltenden Paragraphen 218 an. Neben dem obligatorischen Auftritt der »Jugend für das Leben« wurde auf der Bühne eine neu gestaltete internationale »Pro-Life-Fahne« präsentiert sowie als skurriler Abschluss ein Poetry Slam aus der Sicht eines Fötus.

Provokativ tauchte ein Teilnehmer des anschließenden Schweigemarsches mit der Parole »Stoppt den Babycaust« auf seinem T-Shirt auf. Im Aufzug waren mehrere bekannte Politiker der Alternative für Deutschland (AfD) zu sehen, deren Bundesvorstand dieses Jahr erstmals ein demonstratives Grußwort ausgerichtet hatte. Die AfD sei »als Partei allein im Kampf für den Lebensschutz«, hieß es dort unter anderem.

Während des Marsches protestierten viele Hundert Aktivist*innen am Straßenrand gegen den antifeministischen Auftritt der christlichen Fundamentalist*innen. (ld/uj)