»Marsch für das Leben« erstmalig blockiert

Blockade des Lebensschützer-Innen-Zuges am 19. September 2015 in Berlin-Mitte  Foto: Christoph Loeffler

Berlin • Am 19. September 2015 fand der 11. »Marsch für das Leben« – vormals »1000-Kreuze-Marsch« – in Berlin statt. Zum ersten Mal gelang es einigen der rund 2.000 antifaschistischen und feministischen Gegendemonstrierenden, mobilisiert vom »Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung« und dem Bündnis »What the fuck«, den Marsch für rund zwei Stunden zu blockieren. Nach unserer Zählung waren rund 5.000 fundamentalistische, antifeministische ChristInnen dem Aufruf des Bundesverbands Lebensrecht (BVL) gegen Abtreibung, Sterbehilfe und PID/PND nach Berlin gefolgt, darunter auch AfD-PolitikerInnen wie Beatrix von Storch. Damit hat sich die Zahl der ChristInnen nur geringfügig erhöht (Eigenangabe ist 7.000), gefeiert wurden allerdings ausdrücklich die »persönlichen Grüße« vom Papst Franziskus sowie die Teilnahme von Amtsträgern, insbesondere von vier katholischen Bischöfen: Weihbischof Matthias Heinrich (Berlin), Weihbischof Thomas Maria Renz (Rottenburg-Stuttgart), Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Weihbischof Andreas Laun (Salzburg). Wie jedes Jahr folgte einer Auftaktkundgebung mit diesmal 14 RednerInnen auf dem Platz vor dem Bundeskanzleramt ein Schweigemarsch mit weißen Holzkreuzen und vor allem Plakaten und Transparenten des BVL durch die City Ost zum Lustgarten, wo der Abschlussgottesdienst im Regen stattfand.

Inhaltlich war vor allem die Rede vom BVL-Vorsitzenden Martin Lohmann geprägt von einer Abgrenzung gegen jeden »Extremismus« und »Fundamentalismus« mit bezeichnenden rhetorischen Stilblüten: »Wir mögen keine braunlackierte rote Ideologie und ebensowenig rotlackierte braune. […] Das Ja zum Leben ist extrem gut. Aber das Töten ist extrem extremistisch.« Auch setzte er das tausendfache Sterben von flüchtenden Menschen im Mittelmeer mit Sterbehilfe und Abtreibungen gleich: »Wir alle hier plädieren für eine echte, gute und glaubwürdige Willkommenskultur, überall: Für die Flüchtlinge […], für die Alten […], für die noch nicht geborenen Menschen, die schon da sind und einfach nur leben wollen.« So produzierte auch der BVL neue Schilder mit dem Slogan »Willkommenskultur auch für Ungeborene«.