Deutschpop halt’s Maul! Für eine Ästhetik der Verkrampfung

Frank Apunkt Schneider: Deutschpop halt’s Maul! Für eine Ästhetik der Verkrampfung, Ventil Verlag, Mainz 2015.

Der Titel ist Programm: In über zwei Dutzend essayartigen Kapiteln auf etwa 100 Seiten geht Frank Apunkt Schneider mit der Geschichte deutscher Popmusik hart ins Gericht. Ziel seiner Kritik ist nicht Pop aus Deutschland per se, sondern dessen »unverkrampft« deutschsprachige Variante. Schneider spart dabei nicht an steilen Thesen: »Die utopische Spur, die Popkultur als Alternative zu Volksgemeinschaft und Scholle einmal legte, wird von der deutschen Popidentität gerade so systematisch ausradiert, dass sie bald schon eine weitere Zukunft sein könnte, die es nicht mehr länger gibt.« Schneider nimmt sich nicht nur so einfacher Gegner wie der rechten Rockband Frei.Wild an, sondern macht auch vor linken Bands wie Kettcar und Tomte bzw. deren Sänger Thees Uhlmann nicht halt. Diese hätten zwar »(noch….) nicht für Deutschland« gesungen. Aber »ihr kleinbürgerlicher Gemütsindiepop pass[e] gut zum Entkrampfungsbefehl der Berliner Republik.« Offensiv provokativ ist Schneider allemal, trotz einiger polemischer Überspitzungen meist pointiert und dazu noch sehr unterhaltsam.