
Zwei kleine Einblicke in unsere Sondersammlungen
Im apabiz befinden sich eine Reihe von Sondersammlungen sowie Vor- und Nachlässe unterschiedlichster Provenienz. Beispiele dafür sind der Nachlass der Widerstandskämpferin und Überlebenden des KZ Ravensbrück Barbara Reimann (geb. Dollwetzel) oder die Sammlung der »Antifaschismus-Kommission« des Kommunistischen Bundes. Beide sind sehr umfangreich und wurden von uns weitestgehend für die Nutzung erschlossen. Darüber hinaus gibt es einige interessante Archivbestände, die bisher kaum im Fokus standen und die wir gern genauer erschließen würden.
Von Patrick Schwarz
Nicht nur rechte Aufmärsche
Fotos von Arbeitskämpfen oder Häuserbesetzungen in den 1970ern und 1980ern würde auf den ersten Blick niemand im apabiz vermuten, dennoch haben wir eine Vielzahl in unserem Bestand.
Im März 1999 übernahmen wir das Redaktionsarchiv der bereits 1990 eingestellten »Deutsche Volkszeitung / die tat«. Dazu gehörte ein umfangreiches Fotoarchiv von mehreren tausend Fotos aus den 1960er bis 1980er Jahren, das die ganze inhaltliche Bandbreite der Zeitung abbildet. Die Aufnahmen dokumentieren neben antifaschistischen Aktivitäten gegen alte und neue Nazis auch eine Reihe von sozialen und politischen Kämpfen.
Durch die großartige Unterstützung unserer ehrenamtlichen Helfer*innen konnten diese Fotos in vielen Stunden umgelagert werden.
Durch die großartige Unterstützung unserer ehrenamtlichen Helfer*innen konnten diese Fotos in vielen Stunden umgelagert werden. Vielen Dank dafür nochmal. Damit auch dieser interessante Bestand weiter genutzt werden kann, müssen vor allem die Nutzungsrechte geklärt werden. Es gelang uns zumindest vereinzelt, nach Jahrzehnten Kontakt mit den entsprechenden Fotograf*innen aufzunehmen und bestenfalls Vereinbarungen zu treffen. Hier fehlt uns leider aktuell die Zeit, diese Arbeit zu intensivieren. Zudem sind Möglichkeiten einer besseren Lagerung gefragt.
Der thematisch vielschichtige Fotobestand ist eine sinnvolle Ergänzung unserer Sammlung, die vor allem rechte Veranstaltungen wie Aufmärsche aus den letzten drei Jahrzehnten im gesamten Bundesgebiet dokumentiert.
Fernab des Papiers
Anfragen wie »Habt ihr eigentlich auch T-Shirts? Wir möchten eine Ausstellung machen und haben keinen Bock den Nazis dafür Geld zu geben«, erreichen uns neben den üblichen Fragen nach Zeitschriften oder Aufklebern. Sicherlich haben wir keine auch nur annähernd vollständige oder zumindest repräsentative Sammlung rechter Textilien, aber einige aussagekräftige Beispiele haben es in unser Archiv geschafft. Als wichtige Form der politischen Willensäußerung sind diese eine sinnvolle Ergänzung zu gedruckten Archivalien.
Anfragen wie »Habt ihr eigentlich auch T-Shirts? Wir möchten eine Ausstellung machen und haben keinen Bock den Nazis dafür Geld zu geben«, erreichen uns neben den üblichen Fragen nach Zeitschriften oder Aufklebern.
Zum Textil-Bestand gehören T-Shirts von Bands wie Landser, Absurd oder Death in June genauso wie neonazistischer Gruppierungen wie Combat 18 und Volksfront Medien. Auch ein T-Shirt mit dem Aufdruck »Mein Freund ist Republikaner« aus den 1990er Jahren haben wir auf Lager. Ergänzt werden die über 100 T-Shirts und Jacken durch einige Fahnen. Neben der obligatorischen Reichskriegs- und schwarz-weiß-roten Fahne sind es aber auch einige weniger verbreitete.

Die Textilien werden schon mal für ein akademisches Projekt oder eine Ausstellung als Ergänzung zu den üblichen Exponaten wie Flugblättern und Aufklebern bei uns angefragt. Auch in eine Filmproduktion hat es so manche textile Archivale schon geschafft.
Gut ablesbar sind an diesen Stücken die subkulturellen ästhetischen Entwicklungen der Neonazi-Szene, vom Skinhead-Look hin zu den Autonomen Nationalisten. Die aktuell retro-verliebten Nachwuchsnazis würden hier jedenfalls auf ihre Kosten kommen, egal ob 90er oder Y2K. Den Weg zu uns findet dieses Material in der Regel als Schenkung von Privatpersonen oder lokalen Projekten gegen rechts. Grundsätzlich stehen wir vor der etwas schwierigen Aufgabe, diesen Teilbestand aufgrund der besonderen Materialeigenschaften dauerhaft für die Zukunft zu erhalten.