Medienschau: Interview zu Queerfeindlichkeit
Die Konstruktion eines Feindbildes von Queers ist für die extreme Rechte ein dankbares Feld, um Stimmung zu machen. Im Interview mit der taz besprechen wir, wie rechte Medien Queer- und Transfeindlichkeit verbreiten.
»Dankbares Feld, um Stimmung zu machen«
Interview zu Queerfeindlichkeit
taz: Mika Pérez Duarte, mit Ihren Kolleg*innen vom Antifaschistischen Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e. V. (apabiz) haben Sie Queerfeindlichkeit in der extrem rechten Publizistik in Deutschland untersucht. Welche zentralen Narrative konnten Sie dabei finden?
Wir haben uns die 2022 und 2023 erschienen Ausgaben von rechten Medien wie Compact, Junge Freiheit, Sezession und weitere angeschaut. Sie alle verbindet das Narrativ des Kinder- und Jugendschutzes. Demnach stellen Queers eine vermeintliche Gefahr dar, weil sie eine Vielfalt von Geschlecht und Sexualität präsentieren. (…)
taz: Welche Themen nehmen diese Zeitschriften zum Anlass, um queerfeindliche Narrative aufzugreifen?
Die Sprachdebatten zum Thema Gender sind uns allen bekannt. Eine selektive Thematisierung gab es auch im Zusammenhang mit der Fußballweltmeisterschaft der Männer in Katar und der Regenbogenfahne auf dem Spielfeld. Weitere Anlässe waren die Ehe für alle und die Gegenaktion der Identitären Bewegung und der AfD zum Christopher Street Day unter dem Hashtag »Stolzmonat«. Autor*innen pickten außerdem Kinderbücher heraus, die geschlechtliche Vielfalt thematisieren. Zuletzt war das Selbstbestimmungsgesetz und die Bundestagsdebatten fast wöchentlich ein Thema.
taz: Welcher Stilmittel bedienen sie sich dabei?
Ein Stilmittel, vor allem in der Compact, sind Vergleiche mit dem Nationalsozialismus. In einem Artikel wird zum Beispiel LGBTIQ* mit der NSDAP in einen Satz gebracht, um Gleichstellungsmaßnahmen als totalitäre Umerziehung zu rahmen. Dazu wird unterstellt, dass die Untersuchung potenzieller Samenspender, wenn gleichgeschlechtliche Paare Kinder bekommen, an Eugenik erinnere. Insgesamt zeichnet sich ein hohes Maß an Desinformation ab. Vermeintliche Fakten werden als Belege präsentiert.
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Mehr: taz vom 03.03.2024
magazine Nr. 12 – Queerfeindlichkeit in der extrem rechten Publizistik