Der Sonderbestand »ZISowiFo«  Foto: apabiz

Umfassendes Bestandserhaltungsprojekt gestartet

Das apabiz startet erstmals ein umfassendes Bestandserhaltungsprojekt, das von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) finanziell gefördert wird. So können wir einen wichtigen Sonderbestand für die Zukunft sichern.

Viele Bestände im apabiz haben mittlerweile einige Jahrzehnte auf dem Buckel. Das Papier altert und die Dokumente sind durch die Nutzung außerdem einer stetigen Belastungsprobe ausgesetzt. Das Projekt widmet sich dem Sonderbestand »ZISowiFo«. Den etwa 92 Regalmeter umfassenden Sonderbestand übernahm das apabiz 2008 von dem Parteienforscher Prof. Dr. Richard Stöss. Die Dokumente entstammen dem 1973 gegründeten Spezial-Archiv Rechtsextremismus des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung (ZISowiFo) der Freien Universität Berlin, das seinerseits an archivische Vorarbeiten der Hochschule seit 1950 anknüpfen konnte.

Die Sammlung war eine zentrale Grundlage für das von Richard Stöss herausgegebene vierbändige Parteienhandbuch. Bei den Papierdokumenten handelt es sich sowohl um unikales Material, etwa Korrespondenz oder Autografen, als auch um Graue Literatur verschiedener extrem rechter Akteure bzw. Organisationen, allen voran Parteien, und thematische Pressesammlungen.

Im Bestand findet sich auch ein Teilnachlass des Frankfurter Pressefotografen Fred Henrich (1898-1984). Henrich bewegte sich bereits zu Beginn der Weimarer Republik im radikal-nationalistischen und paramilitärischen Spektrum und hatte von 1933 bis 1935 ein Mandat für die NSDAP im Reichstag inne. Mit Beginn der 1950er Jahre betätigte sich Henrich als Fotojournalist und baute das »Frankfurter Politische Archiv mit Bilderdienst« (FPA) auf. Im Laufe der Jahre entstand so ein umfangreiches Fotoarchiv mit rund 33.000 Bildern. Die im apabiz vorhandenen, etwa 1.800 Fotos des FPA porträtieren zeitgenössische Persönlichkeiten aus dem politisch rechten Spektrum der Bundesrepublik der 1950er bis 1970er Jahre. Ebenfalls vom FPA überliefert ist eine umfassende, thematische Pressesammlung aus dem Zeitraum 1948-1962.

Das Material dokumentiert die Geschichte extrem rechter Organisationen und Akteure aus den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik und ist daher für die zeitgeschichtliche Forschung zum Thema sowohl bundesweit als auch im internationalen Vergleich unentbehrlich.

Der Sonderbestand »ZISowiFo« ist in seiner Gesamtheit einmalig. Das Material wurde seinerzeit aus verschiedenen Quellen zusammengetragen, etwa durch postalische Materialanforderungen an Parteien, Verbände, Gruppierungen und Einzelpersonen, Treffen mit Funktionären des extrem rechten Spektrums, Ankäufe von Nachrichtenhändlern oder persönliche Kontakte. Es dokumentiert die Geschichte extrem rechter Organisationen und Akteure aus den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik und ist daher für die zeitgeschichtliche Forschung zum Thema sowohl bundesweit als auch im internationalen Vergleich unentbehrlich. Wir freuen uns, mit der Förderung durch die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) nun die notwendige Unterstützung zu haben, um diese wertvolle Sondersammlung für zukünftige Generationen zu erhalten.

Im Rahmen der Bestandserhaltungsmaßnahme werden die Dokumente aus weit über 1.000 Akten-Ordnern gereinigt, entmetallisiert und in alterungsbeständige Archivschachteln umverpackt. Bereits seit Beginn diesen Jahres überarbeiten wir im Rahmen einer Kooperation mit dem Moses-Mendelssohn-Zentrum sowie dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam alte Erschließungsdaten zu dem Bestand und pflegen diese in unsere Archivdatenbank ein. Dadurch wird der Bestand zukünftig für Interessierte deutlich besser benutzbar sein.