Medienschau: »Feminismus als Feindbild«

Unsere Mitarbeiterin Eike Sanders sprach anlässlich der Berichte über Drohschreiben eines »NSU 2.0« mit der taz über die Zusammenhänge von Antifeminismus und Rechtsterrorismus.

Besonders Frauen haben in den letzten Wochen rechtsextreme Drohungen, unterzeichnet mit NSU 2.0, bekommen. Das ist kein Zufall, sagt Eike Sanders.

Frau Sanders, kürzlich haben mehrere Frauen wie die Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız, die linken Politikerinnen Janine Wissler und Martina Renner oder die Comedian İdil Baydar Drohbriefe erhalten, die mit NSU 2.0 unterzeichnet wurden. Was eint diese Adressatinnen?

Eike Sanders: Sie werden angesprochen, weil sie Frauen sind. Sie werden als Frauen adressiert. Es handelt sich um Frauen, die Rollen einnehmen, die ihnen das patriarchale und rassistische System nicht zugesteht, sie werden als besondere Bedrohung für das weiße Deutschland empfunden. Frauen wie diese können eine Öffnung der Gesellschaft herbeiführen. Und sie verkörpern diese gesellschaftliche Öffnung bereits.

Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Antifeminismus und Rechtsextremismus beschreiben?

Eike Sanders: Zu rechten Weltbildern gehört eine binäre Geschlechterordnung, die Hierarchisierung von Männern und Frauen, klassische Rollenzuschreibungen. Die extreme Rechte lehnt Grenzverwischungen ab. Das bedeutet, dass auch beim Thema Geschlecht Uneindeutigkeiten wie Diversität oder fließende Kategorien abgelehnt werden. Feminismus stellt binäre Ordnungen infrage, und der (Queer-)Feminismus hat viel erreicht, was mit klassischen Rollenzuschreibungen bricht. Also wird der Feminismus als Containerbegriff entleert und in ein Feindbild umfunktioniert.

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Mehr: taz vom 24.07.2020