Dossier: Burschenschaft Gothia

Eine apabiz-Handreichung über die Berliner Burschenschaft Gothia. Von Lucius Teildelbaum

In Berlin gibt es knapp 50 aktive Studentenverbindungen, davon sind sieben Burschenschaften. Eine dieser Burschenschaften ist die Berliner Burschenschaft Gothia mit dem Wahlspruch »Furchtlos und beharrlich!«. Die Gothia hat zwischen 100 (kritische Schätzung) und 150 Mitglieder (Eigenangabe), die meisten davon sind »Alte Herren« (Mitglieder nach Studiums-Ende). Wie viele Mitglieder der Gothia aktuell studieren und auf dem Haus wohnen, ist unbekannt. Es dürfte sich aber um eine Zahl von unter 20 handeln. Trotzdem darf das Potenzial nicht an dieser scheinbar kleinen Zahl allein gemessen werden. Die deutschnationalen Burschenschaften bringen regelmäßig wichtige Funktionäre der extremen Rechten hervor. In Deutschland haben mindestens geschätzte 20% der extrem rechten Funktionäre einen »korporierten« (verbindungsstudentischen) Hintergrund, die meisten davon kommen wieder aus den Reihen der Burschenschaften. In Österreich dürfte der Anteil über 50% liegen. Hier stellen sie das akademische Rückgrat der erfolgreichen rechtspopulistischen Partei FPÖ. Schon allein deswegen darf der Einfluss der Burschenschaften nicht an ihrer Mitgliederstärke gemessen werden. Als Angehörige einer Männer-Elite nehmen aber auch einzelne Burschenschafter noch immer wichtige Positionen in Wirtschaft, Politik und anderen Eliten-Bereichen ein. Hier wirken sie häufig getreu dem deutschnationalen, konservativen und männerbündischen Weltbild, was ihnen einst in ihrer Verbindung vermittelt wurde. Die Gothia gilt als der am weitesten rechts stehende Mitgliedsbund der Deutschen Burschenschaft in Berlin. Das nachfolgende kritische Porträt soll klären, ob dieser Ruf auch zutrifft.