Berliner Zustände 2008, ein Schattenbericht über Rechtsextremismus, Rassismus und Homophobie, erscheint am 19. Juni zum dritten Mal.

Homophobie, rassistische Brandanschläge in Neukölln sowie rechtsextreme Erscheinungsformen jenseits polizeilicher Erfassungskriterien, Alltagsrassismen und türkischer Nationalismus sind die Themenfelder des dritten Schattenberichts, mit dem fünf Projekte und weitere Autor/innen die „Berliner Zustände 2008“ aus ihrer alltäglichen Arbeit heraus analysieren.

Die „Berliner Zustände 2008“ schildern aus Sicht der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR), des apabiz – Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V., der Opferberatungsstelle ReachOut, der Netzwerkstelle Licht -Blicke und des Vereins Gays and Lesbians aus der Türkei (GLADT e.V.) zentrale Aspekte der allgemeinen Entwicklung des vergangenen Jahres.

Durch die kontinuierliche Arbeit der Projekte in der Beratung und Unterstützung von Opfern rechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Gewalt/Diskriminierung oder von Akteur/innen für eine demokratische Kultur eröffnen sich Einblicke in Vorgänge und Prozesse, die jenseits polizeilicher Aufgabenfelder liegen oder die durch Kriterien des Verfassungsschutzes nicht zu erfassen sind.

Hinweis für PressevertreterInnen:

Im Vorfeld besteht die Möglichkeit, kostenfreie Presseexemplare des Berichtes zu erhalten. Wenn Sie informiert werden möchten, wenden Sie sich bitte an das apabiz (Herr Ulli Jentsch, mail at apabiz.de, Tel.: 030-6116249)

Des weiteren steht er für Sie unter http://www.mbr-berlin.de/Materialien zum download bereit.

Für Gespräche stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Für Nachfragen wenden Sie sich bitte an das apabiz (Ulli Jentsch/Eike Sanders, 030-6116249, mail@apabiz.de) oder die MBR (Annika Eckel, 030-24045432, annika.eckel@mbr-berlin.de)

Zum Inhalt der Publikation:

Durch die kontinuierliche Arbeit der Projekte und Autor/innen eröffnen sich Einblicke in Vorgänge und Prozesse, die jenseits polizeilicher Aufgabenfelder liegen oder durch Kriterien des Verfassungsschutzes nicht erfasst werden.

Dass die Zustimmung zu einzelnen rechtsextremen Ideologieelementen tief in der Mitte der Gesellschaft verankert ist, ist ein Allgemeinplatz. Insbesondere rassistische Zuschreibungen erfüllen in gesellschaftlichen Diskursen immer wieder die Funktion, die Verantwortung für Diskriminierung aus der deutschen Mehrheitsgesellschaft auszulagern, z.B. auf männliche migrantische Jugendliche. So widmet sich GLADT e.V. dem Thema Homophobie und beschreibt die Verzahnung rassistischer Diskurse mit „deutschen“ und auch schwulen/queeren Entlastungsdiskursen, wenn Homophobie ausschließlich bei „den Anderen“ gesucht und gefunden wird.

Auch der Artikel des apabiz setzt sich mit den immer wieder unterbelichteten Themen Homophobie und Sexismus auseinander – hier beim Ring Nationaler Frauen (RNF) und der NPD. Deren antifeministisches Frauenbild, ihre homophoben Ausfälle und ihre eigene angeblich integre Sexualmoral sind ein wesentliches Vehikel neonazistischer „Systemkritik“ geworden.

Die Opferberatungsstelle ReachOut präsentiert auch dieses Jahr die Zahlen der rechten, rassistischen und antisemitischen Gewalttaten in Berlin, bei denen rassistische Motive an erster Stelle stehen. Auch von der Polizei kann rassistische Gewalt ausgehen, wie zwei Beispiele illustrieren. Ergänzt werden die Zahlen von ReachOut durch eine Darstellung und Auswertung der Registerstelle Lichtenberg, die berichtet, wie sich ein rechtes Klima nicht nur durch gestiegene Angriffzahlen manifestiert.

Den Umgang mit rassistischen Brandanschlägen in einer Nachbarschaft im Berliner Südosten beschreibt der Artikel der MBR und gibt eine Innenansicht darüber wie Rechtsextremismus im Rudow wahrgenommen wird sowie über die folgende zivilgesellschaftliche Intervention.

Eine Leerstelle füllen will der Beitrag über die Grauen Wölfe: Auch wenn sich immer mehr Menschen für dieses Thema interessieren, so finden die Aktivitäten der Grauen Wölfe für die meisten BerlinerInnen im Verborgenen statt, nicht zuletzt, weil die Betroffenen meist kurdische MigrantInnen oder türkische Linke sind.

Außerdem wird die im letzten Schattenbericht angestoßene Diskussion um den vermeintlichen „Rassismus gegen Deutsche“ durch einen Beitrag zur „Kritischen Weißseinsforschung“ in der Praxis weitergeführt.

Aus dem Inhalt:

Rechtsextremismus in der Nachbarschaft
Vorwort von Prof. Dr. Richard Stöss 3

Eine Frage der Perspektive – Angriffe in Berlin
von Sabine Seyb (ReachOut Berlin) 7

Dokumentieren, Archivieren, Informieren
Das Lichtenberger Register
von Netzwerkstelle Licht-Blicke 14

Kritische Weißseinforschung für die Praxis
von Andres Nader und Yasemin Yildiz 18

Kreuzberg als Chiffre. Von der Auslagerung eines Problems.
Von Gays and Lesbians aus der Türkei (GLADT e.V.) 22

Im Schatten der Aufmerksamkeit – die Aktivitäten der Grauen Wölfe in Berlin
von AK Graue Wölfe/Türkischer Nationalismus 29

Nationalistische Moralapostel – Sexismus und Homophobie bei RNF und NPD
von Ulli Jentsch und Eike Sanders (apabiz) 32

Was bleibt? – Rudow nach den rassistischen Brandanschlägen
Von Dr. Esther Lehnert und Matthias Müller (MBR) 40

Chronik rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Berlin 2008
von ReachOut 47

Empfehlenswerte Literatur 59

 

Mit besten Grüßen
Annika Eckel (MBR Berlin)
Ulli Jentsch, Eike Sanders (apabiz e.V.)