Rechte Angriffe 2005 dokumentiert

Chronologie rechtsextremer, rassistischer, antisemitischer und schwulenfeindlicher Vorfälle in Berlin 2005 vorgelegt.

Wie im vergangenen Jahr legen die Berliner Projekte gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus ReachOut und apabiz e.V. der Öffentlichkeit eine gemeinsame Chronologie vor.

Die Zahl der gewalttätigen Angriffe und verbalen Attacken hat sich im Vergleich zu 2004 fast verdoppelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Chronologie über Angriffe, die rassistisch, antisemitisch, schwulenfeindlich oder rechtsextremistisch motiviert waren. Die Zusammenstellung führt insgesamt 134 Meldungen auf, die in den Medien oder von den Opfern veröffentlicht wurden. Dabei handelte es sich in 98 Fällen um Gewalttaten (2004: 53 Gewalttaten in 71 Meldungen, 2003: 42 Gewalttaten in 66 Meldungen). Rassistisch motiviert waren davon 19 Angriffe, die damit über dem Niveau des Vorjahres liegen (2004: 16); 9 Angriffe richteten sich gegen Homosexuelle.

Die meisten Angriffe – 70 von insgesamt 98, also mehr als zwei Drittel – richteten sich gegen alternative Jugendliche und junge AntifaschistInnen. In vielen Berichten werden die Angreifer als Gruppen schwarz gekleideter und vermummter Personen beschrieben, die mit großer Brutalität und teilweise deutlich geplant vorgehen. So wurde am 26. April 2005 eine Musikgruppe in ihrem Proberaum in Pankow überfallen, mit Reizgas besprüht und mit sogenannten Totschlägern zusammen geschlagen. Die Täter gingen davon aus, eine linke Punkband vor sich zu haben. Die Mehrzahl der Angriffe fanden im öffentlichen Raum und an Bahnhöfen statt, insgesamt 80. Sehr häufig sind wie im obigen Beispiel mehrere Personen von einem tätlichen Angriff betroffen. Daher zählte ReachOut im vergangenen Jahr 77 Körperverletzungen und 17 schwere Körperverletzungen sowie 74 Fälle von Nötigung, Bedrohung oder versuchter Körperverletzung.

In Friedrichshain wurden mit 25 Fällen mit Abstand die meisten Angriffe dokumentiert. Im Jahr 2004 wurden dort „nur“ 7 gewalttätige Angriffe registriert. Auch die Bezirke Lichtenberg (mit 18 Angriffen) und Köpenick (11 Angriffe) lagen deutlich über den Zahlen des Vorjahres. In Treptow ist das ohnehin hohe Niveau weiter deutlich gestiegen (2005: 13 Angriffe, 2004: 9).

Gemeinsame Pressemitteilung von
Apabiz e.V. – Antifaschistisches Presse-Archiv und Bildungszentrum Berlin
ReachOut – Opferberatung und Bildung gegen Rechtsextremismus und Rassismus

Chronologie Vorfälle Berlin 2005 (pdf, 147kB)