Chronologie antisemitischer Vorfälle 2004 vorgelegt

Mindestens 48 Schändungen von Friedhöfen, Gedenkstätten und Mahnmalen 6 tätliche Angriffe auf Menschen

Wie im vergangenen Jahr legen die drei Berliner Projekte gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus: apabiz e.V., ReachOut und tacheles reden! e.V., der Öffentlichkeit eine bundesweite Chronologie antisemitischer Vorfälle vom Jahr 2004 vor.

Die auf einer Presseauswertung basierenden Daten zeigen eine Steigerung antisemitischer Übergriffe, darunter alleine 48 veröffentlichte Schändungen von jüdischen Friedhöfen oder Einrichtungen und Mahn- und Gedenkstätten (2003: 35). In 5 Fällen wurden sogenannte „Stolpersteine“ in Berlin, Düsseldorf, Halle und Leipzig zerstört. Diese Zahlen können jedoch keineswegs als vollständig bezeichnet werden – die Dunkelziffer ist erheblich höher.

Auch die Anzahl tätlicher Übergriffe auf Menschen mit erkennbar jüdischen Emblemen oder ritueller Kleidung ging 2004 nicht zurück: in diesem Jahr wurden sechs Angriffe veröffentlicht (2003: fünf). Aus den Daten wird ersichtlich, dass Übergriffe und Angriffe in der gesamten Bundesrepublik stattfinden, konstant in Ost und West – tätliche Angriffe auf Menschen gab es in Wismar, Berlin, Hagen und Frankfurt am Main.

Dazu kommen Sachbeschädigungen mit eindeutig antisemitischer Konnotation: so wurde etwa in Wuppertal ein Verlagsauto und die Hoftür eines Verlages mit antisemitischen Parolen und mit einem „J“ beschmiert und das Auto demoliert – in der Zeitschrift des Verlages war ein Artikel über die Widerstandsgruppe „Edelweißpiraten“ erschienen. Auffällig ist die besondere Qualität dieser Übergriffe, bei denen die Täter mit antisemitischen Parolen und der Herausstellung einer unterstellten oder realen jüdischen Herkunft Einzelne denunzieren.

Die Zahlen zeigen, dass Verlautbarungen und offensiv demonstrierter guter Wille nicht ausreichen angesichts eines Antisemitismus, der sich in Deutschland immer stärker manifestiert. Eine ernsthafte Arbeit gegen Antisemitismus verlangt mehr als eine oberflächliche Symptombekämpfung, die auf internationales Ansehen abzielt – es muss bedeuten, die spezifischen deutschen Wurzeln des Problems einzubeziehen.

Gemeinsame Pressemitteilung von

Apabiz e.V. – Antifaschistisches Presse-Archiv und Bildungszentrum
Berlin Tacheles reden! Gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus e.V.
ReachOut – Opferberatung und Bildung gegen Rechtsextremismus und Rassismus

Die vollständige Chronologie kann als pdf-Format eingesehen oder herunter geladen werden.

Chronologie antisemitischer Vorfälle 2004 (pdf, 91 kB)