Hintergrundinformationen zum Anschlag auf die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht. 1941-45.“

Das Antifaschistische Infoblatt (AIB) und das Antifaschistische Pressearchiv Berlin (APB) sind bestürzt über den feigen Anschlag auf die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht.1941-45.“ in Saarbrücken.

Der Anschlag ist der Höhepunkt einer seit zwei Jahren anhaltenden Kampagne einer Allianz von Geschichtsleugnern, die von Neonazis über die Republikaner, Vertriebenenverbände, Soldatenvereinigungen bis hin zu weiten Teilen der CDU/CSU reicht. Nachdem die NPD und ihre Jugendorganisation JN die Kampagne am 1. März 1997 mit einem Großaufmarsch mit rund 5.000 Teilnehmern in München mit der Parole „Unsere Großväter waren keine Verbrecher“ in Gang gesetzt hatte, wurde dieses Stichwort von der CDU/CSU aufgegriffen – zuletzt in der Anzeigenkampagne der saarländischen CDU am 5.3.1999 unter der Überschrift „Unsere Väter waren keine Mörder“.

Treibende Kraft im neonazistischen Spektrum war und ist die NPD und ihre Jugendorganisation JN. Insbesondere der verurteilte Neonaziterrorist und NPD-Bundestagskandidat Manfred Roeder ist seit Anfang der 70er Jahre als internationaler Protagonist des deutschen Revisionismus nicht nur propagandistisch aktiv, sondern auch Rädelsführer von terrorististischen Anschlägen aufgetreten. Am 16.6.96 verübte Roeder in Erfurt einen Farbbeutelanschlag auf die Ausstellung.

Als zweiter Protagonist im NPD-Spektrum agiert Peter Naumann aus Wiesbaden/Frielendorf. Er ist u.a. vorbestraft wegen drei Sprengstoffanschlägen (u.a. Sprengung von Sendemasten Ende der 70er, um die Ausstrahlung des Films „Holocaust“ zu verhindern). Naumann trat zuletzt am 18.12.98 in Hannover und am 20.2.99 in Saarbrücken als Redner bei den Kundgebungen der NPD gegen die Ausstellung auf. Seine Reden wurden offensichtlich im rechtsterroristischen Spektrum in und außerhalb der NPD als Signal verstanden, zu anderen Mitteln zu greifen.

Das Ausmaß der revisionistischen Kampagne wird angesichts der nachfolgenden Chronologie deutlich:

  • 1.3.97 – 5.000 Alt- und Neonazis demonstrieren in München gegen die Ausstellung.
  • 13.4.97 – In Frankfurt/a.M. agitiert u.a. Erika Steinbach, CDU-MdB und Vorsitzende des Bunds der Vertriebenen gegen die Ausstellung. Einige hundert Neonazis beteiligen sich an zwei Aktionen.
  • 14.9.97 – Marburg, die Fördergemeinschaft der Soldatenverbände und Manfred Roeder rufen zu Protesten auf; denen ca. 100 Neonazis folgen.
  • 24.1.98 – Über 1.000 Neonazis folgen einem Aufruf der NPD/JN zu einem Aufmarsch in Dresden.
  • 6.6.98 – 300 Neonazis und Republikaner marschieren in Kassel.
  • 12.9.98 – Rund 300 Neonazis folgen einem Aufruf der NPD/JN in Münster.
  • 24.10.98 – Über 1.000 Neonazis marschieren in Bonn auf; aufgerufen hatten die NPD/JN, Organisatoren waren die freien Kameradschaften um die Hamburger Neonazikader Christian Worch und Thomas Wulff.
  • 18.12.98 – 150 Neonazis folgen einem Aufruf der NPD/JN zum Aufmarsch in Hannover.
  • 31.1.99 – In Kiel marschieren 500 Neonazis, aufgerufen hatten die NPD/JN und die freien Kameradschaften.
  • 20.2.99 – 350 Neonazis folgen einem Aufruf der NPD/JN in Saarbrücken.

Für weitere Rückfragen und Informationen (u.a. die Serie „Allianz der Geschichtsleugner“ im AIB, Fotomaterial etc.) können Sie uns unter den Telefonnummern 030-6116249 (APB) und 030-6946795 (AIB) erreichen.