Bereitet Neonaziführer Oliver Schweigert Internet-Aktivitäten vor?

Auch die Berliner Kameradschafts-Szene beteiligt sich an den neonazistischen Internet-Aktivitäten. Nach Erkenntnissen des APABIZ – Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum Berlin e.V. besucht der stadtbekannte Neonaziführer Oliver Schweigert seit August 1999 eine Fortbildungsmaßnahme zum IT- Techniker.

Oliver Carsten Schweigert gehört seit den späten achtziger Jahren zu den einflußreichsten Mitgliedern der Berliner Neonazi-Szene. Als Westberliner Führungskader der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF) um den verstorbenen Michael Kühnen, Mitglied in der verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) und Parteivorsitzender der inaktiven Nationalen Alternative (NA) war Schweigert an allen wesentlichen Organisationen der Neonazis beteiligt. Oliver Schweigert ist Drahtzieher der sogenannten „Anti-Antifa“-Kampagne in Berlin, auf seine Wehrsportaktivitäten und seine Gewaltbereitschaft wurde mehrfach hingewiesen. In den letzten Jahren ist Schweigert zum Anführer der sogenannten „Freien Kameradschaften“ in Berlin aufgestiegen. Er meldete in den vergangenen Monaten u.a. die Gedenkdemonstrationen und Mahnwachen für den SA-Mann Horst Wessel und die untersagte Rudolf-Hess-Demonstration an. Laut einer Verbotsverfügungen der Innenbehörde aus dem Februar 2000 wurden in den Jahren 1998 und 1999 sieben Ermittlungsverfahren gegen Schweigert eingeleitet. (weitere Aktivitäten können der beigefügten Biographie entnommen werden).

Nach Erkenntnissen des APABIZ wird die Fortbildungsmaßnahme von einem Träger in Berlin-Neukölln durchgeführt und vom Arbeitsamt finanziert. „Durch diese Fortbildung“, so steht in der Maßnahmenbeschreibung, „erarbeiten Sie sich eine sehr gute Startposition für Ihren Wiedereinstieg ins Berufsleben.“
Dazu ein Sprecher des APABIZ: „Es ist nach allen Erfahrungen zu erwarten, dass Oliver Schweigert sein neu erworbenes Wissen für die Verbreitung von rechtsextremem Gedankengut im Internet verwenden wird. Oliver Schweigert hatte sich schon Anfang der neunziger Jahre an Vernetzungsversuchen der Neonazi-Szene über den Thule-Mailbox-Verbund beteiligt. Auch aus dem Jahre 1999 sind Diskussionsbeiträge von Schweigert unter den Pseudonymen „Pittiplatsch“ und „Pitti88“ im Internet bekannt.“

An neonazistischen Aktivitäten im Internet bastelt auch die Ehefrau Schweigerts, Stella Palau, Führerin des Skingirlfreundeskreises Deutschland (SFD). Die Ehe wurde bezeichnenderweise am 20. April diesen Jahres, dem Geburtstag Adolf Hitlers, geschlossen. Stella Palau zeichnet für die Homepage des SFD verantwortlich (www.s-f-d.de). Der SFD ist nach eigener Darstellung „eine gut funktionierende Parteien unabhängige Frauen- und Mädelkameradschaft“ (Schreibweise im Original). Eine „ernste nationale Grundeinstellung“ wird vorausgesetzt. Neben einer frauenspezifischen Brauchtumspflege – „wir kämpfen für dieses urgermanische Prinzip der Gleichwertigkeit von Frau und Mann“ -, der in verschiedenen Interessengemeinschaften gefrönt wird, beteiligt sich der SFD intensiv an dem Braunen Kreuz, einem „nationalen Sanitätsdienst“. Das Braune Kreuz gewährleistet die medizinische Versorgung auf Veranstaltungen der Kameradschafts-Szene.
Der SFD und das Braune Kreuz sind eng verbunden mit der Nazirock-Szene. Auch das jüngste Nazi-Konzert am 5. August in Hamburg-Billstedt, organisiert von Mitgliedern der Nazi-Skinhead Organisation Blood & Honour (Blut und Ehre), wurde von „SFD-Mädels“ besucht: „Fazit: ein wirklich klasse Konzert. Gut organisiert, großes Lob!“ (siehe auch unsere Pressemitteilung v. 7.8.00)

Schweigert, Oliver Carsten
Führungsperson der neonazistischen Freien Kameradschaften in Berlin
Jahrgang 1968 gelernter Maschinenschlosser
verheiratet mit Stella, geb. Palau

Oliver Carsten Schweigert gehört seit den späten achtziger Jahren zu den einflußreichsten Mitgliedern der Berliner Neonazi-Szene. Als Westberliner Führungskader der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF) um den verstorbenen Michael Kühnen, Mitglied in der verbotenen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP) und Parteivorsitzender der Nationalen Alternative (NA) war Schweigert an allen wesentlichen Organisationen der Neonazis beteiligt. Oliver Schweigert ist Drahtzieher der sogenannten „Anti-Antifa“-Kampagne in Berlin, auf seine Wehrsportaktivitäten und seine Gewaltbereitschaft wurde mehrfach hingewiesen. In den letzten Jahren ist Schweigert zum Anführer der sogenannten „Freien Kameradschaften“ in Berlin aufgestiegen. Er meldete in den vergangenen Monaten u.a. die Gedenkdemonstrationen und Mahnwachen für den SA-Mann Horst Wessel im Februar 2000 und die untersagte Rudolf-Hess-Demonstration an. Auch bei Demonstrationen der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) fungiert Schweigert als Ordner.
Laut einer Verbotsverfügung der Innenbehörde aus dem Februar 2000 wurden in den Jahren 1998 und 1999 sieben Ermittlungsverfahren gegen Schweigert eingeleitet.

Aktivitäten:
In den späten achtziger Jahren führt die Polizei verschiedene Ermittlungsverfahren gegen Schweigert, u.a. wegen Sachbeschädigung und verfassungsfeindlicher Propaganda.
Seit 1986 ist S. Aktivist der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei (FAP).
1987 wird S. am Rande der Hess-Gedenkdemonstration in Wunsiedel wegen Waffenbesitzes festgenommen.
1989 kandidiert S. bei den Abgeordnetenhauswahlen für die Freiheitspartei. Anfang der neunziger Jahre wird S. Bereichsleiter Ost der Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF) unter Michael Kühnen.
1990 wird er Ortsverbandsvorsitzender der Deutschen Alternative (DA).
Ab 1990 beteiligt sich S. an der „Nationalen Alternative“ in Berlin-Lichtenberg, die zur Landespartei der von Kühnen-Anhängern kontrollierten DA umgebaut werden soll. Er wird stellvertretender Vorsitzender deren Bürgerinitiative WOSAN und am 26.9.90 Vorsitzender der NA. S. führt ideologische Schulungen durch.
Am 17.11.1991 beteiligt sich S. als Ordner an dem Nazi-Aufmarsch in Halbe / Brandenburg. Im gleichen Jahr ist S. laut Aussagen von Ingo Hasselbach an der Gründung der „Sozialrevolutionären Nationalisten“ (SRN) beteiligt, einer Zelle der illegalen NSDAP/AO.
Im Mai 1992 kandidiert er für „Die Nationalen“ zur Bezirksverordnetenversammlung in Berlin-Lichtenberg.
09/1992: Die NATIONALE ALTERNATIVE, Frontorganisation der GdNF führt in der Nähe von Müncheberg die Wehrsportübung „Operation Wehrhase“ durch. Daran beteiligten sich ein gutes Dutzend Kameraden unter Anleitung von Oliver Schweigert. Solche Wehrsportlager finden alle paar Monate statt, regelmäßig auch rund um Berlin. Im August 1994 wird Schweigert zusammen mit 26 weiteren Aktivisten im Wohnhaus von Arnulf Priem verhaftet. Die Gruppe hatte sich aus Anlaß einer gegen Priem gerichteten Demonstration bewaffnet und im Haus versammelt.
Im August 1996 wird S. zu vier Monaten ohne Bewährung wegen der Verbreitung von Propaganda der NSDAP/AO verurteilt. U.a. waren Druckvorlagen in seiner Wohnung gefunden worden.
Im August 1997 meldet S. eine Demonstration unter dem Motto „Rudolf Heß, vor zehn Jahren ermordet – Mord verjährt nicht“. Diese Demonstration wurde verboten. S. wird beim versuchten Hess-Gedenkmarsch in Königslutter festgenommen.
Im August 1999 ist S. Anmelder einer Demonstration in Strausberg, die sich gegen ein dortiges Antifa – Konzert richtet. Die Demonstration wird untersagt. Im Oktober gehört S. zum Kreis von zwölf Neonazis, bei denen wegen des Verdachtes der Bildung einer kriminellen Vereinigung Durchsuchungen stattfinden. Die Ermittlungen beziehen sich auf sogenannte „Anti-Antifa“-Aktivitäten, an denen S. schon seit 1992 maßgeblich beteiligt ist.
Im Februar 2000 ist S. Anmelder des Horst Wessel Gedenkmarsches, der u.a. wegen der Person des Anmelders untersagt wird. Das Verbot wird von den Gerichten bestätigt. Trotzdem finden Mahnwachen am Friedhof in Berlin-Prenzlauer Berg statt, an denen sich 20 – 30 Nazis aus der Kameradschafts-Szene beteiligen.
Im August diesen Jahres ist S. Anmelder eines Hess-Gedenkmarsches in Berlin. Die Veranstaltung ist z.Z. polizeilich untersagt.

Presseresonanz:

taz, 17.08.2000
Neonazi fürs Netz geschult
Von Philipp Gessler

BILD, 18.08.2000
Auch das noch: Arbeitsamt schult Neonazi fürs Internet

Berliner Kurier, 18.08.2000
Rechter mobil im Internet – mit Hilfe des Arbeitsamts?
Von Gerhard Lehrke

ND, 18.08.2000
Raus aus dem Netz!
Von Karin Nölte