Deutsche Alternative (DA)
Stand des Artikels: 1996
Gründung: 5. Mai 1989
Verbot: 10. Dezember 1992
Sitz: Cottbus
Zahl der Mitglieder: ca. 700.
Funktionäre: Frank Hübner (Bundesvorsitzender),
Rene Koswig und Karsten Wolter (Stellvertreter), Thomas Herfurth (Schatzmeister).
Landesvorsitzende: Michael Petri (Rheinland-Pfalz), Roman Dannenberg (Sachsen),
Arnulf Winfried Priem (Berlin).
Struktur: Die DA ging 1989 in Bremen aus dem Kühnen-treuen
Landesverband der Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei
(FAP) hervor. In der Folge treten Anhänger der Gesinnungsgemeinschaft
der Neuen Front (GdNF), aber auch Mitglieder der Nationaldemokratischen
Partei Deutschlands (NPD) oder der Republikaner bei, so im Sommer 1991
die gesamte Führung der NPD Berlin-Brandenburg. 1989/90 verzeichnet
die Partei einen starken Mitgliederzuwachs in dem Gebiet der ehemaligen
DDR durch die Eingliederung Kühnen-treuer Kameradschaften. Am 16.
März 1990 wird die Deutsche Alternative Mitteldeutschland gegründet,
der die Nationale Alternative beitritt. Die DA ist von ihrer Gründung
an Bestandteil der GdNF und bildet die «Mitteldeutsche SA«.
Die Frauen in den Reihen der DA sind seit Frühjahr 1990 Mitglieder
der Deutschen Frauenfront. Auf einem Bundestreffen im Juli 1991 in Duisburg
übernehmen nach dem Tode Michael Kühnens mit Frank Hübner
als Vorsitzender und Rene Koswig als Stellvertreter junge ostdeutsche
Kader den Verband. Über 80 westdeutsche Mitglieder verlassen aufgrund
ihrer Abstimmungsniederlage (sie wollten die Partei, um einem Verbot zuvorzukommen,
auflösen) die Partei. Sie bilden in der Folge das Deutsche Hessen,
den Nationalen Block, die Volkstreue Liste und den
Deutschen Weg. Zum Zeitpunkt des Verbots bestehen Landesverbände
in Rheinland-Pfalz, Brandenburg, Sachsen, Berlin und Bremen. Die DA kann
in Cottbus drittstärkste Mitgliederpartei noch vor der SPD werden.
Der Aufbau einer Deutsch-Alternativen Jugend steht zum Zeitpunkt des Verbotes
noch am Anfang.
Aktivitäten: 1989 und in den folgenden Jahren nimmt
die DA an den Rudolf-Heß-Gedenkmärschen teil, ebenso wie im
November 1990 und 1991 an den Heldengedenkaufmärschen in Halbe. Im
Oktober 1991 organisiert die DA ein Konzert mit den Nazi-Skinhead-Bands
Skrewdriver (GB) und Störkraft in Cottbus, in dessen Vorfeld es zu
schweren Ausschreitungen kommt. Auf einem Landesparteitag in Hoyerswerda
im November werden die Ausschreitungen gegen Flüchtlinge bejubelt.
Im April 1992 nimmt die DA an der Kundgebung wegen des Todes von Rainer
Sonntag in Dresden teil. Im Sommer ruft die Parteiführung zur aktiven
Teilnahme am Krieg in Kroatien auf und beginnt mit dem Aufbau von Wehrsportgruppen.
Im Oktober 1992 wird der Plan der DA bekannt, Mobile Einsatz-Kommandos
aufzustellen. Diese sollen unter Einbeziehung anderer Organisationen für
gewalttätige Aktionen bereitstellen. Auch nach dem Verbot im Dezember
1992 versammeln sich die Mitglieder der DA auf verschiedenen, vorzugsweise
von der NPD angemeldeten Treffen. Im Juli 1993 werden bei Durchsuchungen
von über 65 Wohnungen und Treffpunkten Propagandamaterial und Waffen
sichergestellt. Im Dezember 1993 wird bundesweit gegen über 100 Personen
wegen des Verdachts der Fortführung der Partei ermittelt, gegen 16
Angeklagte wird im September 1995 ein Verfahren in Koblenz eröffnet.
Periodika: Ab Januar 1992 gibt die DA den Brandenburger
Beobachter als Mitteilungsblatt der Partei heraus. Bis zum Verbot erscheinen
fünf Ausgaben, die Auflage lag bei 500 Exemplaren. Neben Berichten
über parteieigene Aktivitäten, z.B. von Demonstrationen und
Kundgebungen, finden sich Hetzartikel gegen Vertreter der jüdischen
Gemeinde oder gegen Verbände und Publizisten, die für ihr antifaschistisches
Engagement bekannt sind. Von der Hilfsgemeinschaft für nationale
politische Gefangene und deren Angehörige e.V. werden die Gefangenenlisten
übernommen.
Programmatik: In ihrem Parteiprogramm präsentiert
sich die DA als die »wirkliche Alternative«. Sie strebe »nach
einer stolzen und glücklichen Zukunft des deutschen Volkes«.
Ihre Hauptforderungen kreisen alle um die Wiederherstellung des deutschen
Reiches und der »Förderung eines gesunden Nationalstolzes«.
Die Beseitigung der wirtschaftlichen Probleme sieht die DA vorrangig in
einer »konsequenten Ausländerrückführung« und
der allgemeinen Nationalisierung der deutschen Politik. Neben dem Austritt
aus der EG verlangt sie Volksgruppenrechte für die »Osteuropadeutschen«[1].
Bedeutung: Die Deutsche Alternative setzte den Plan
der GdNF um, eine DDR-weite legale Partei aufzubauen, wie es im sogenannten
Arbeitsplan Ost vom Januar 1990 festgehalten wurde. Ihr Konzept, junge
Männer in SA-Manier für den Kampf gegen »das System«
und gegen die Ausländer in Deutschland zu mobilisieren, griff vor
allem in Ostdeutschland. Mitglieder der DA waren an vielen Angriffen auf
Flüchtlinge beteiligt, so in Rostock und Cottbus. Die Verbotsverfügung
vom 8. Dezember 1992 führt alleine drei Angriffe auf Flüchtlingsheime
auf, nach denen DA-Mitglieder unter Tatverdacht festgenommen wurden, und
erwähnt »weitere Ermittlungsverfahren wegen vergleichbarer
Straftaten«[2]. Nach dem Verbot engagieren sich die Funktionäre
bei den Deutschen Nationalisten, der NPD und den Nationalen.
Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli
Jentsch, Kurt Ohrowski
Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher
Rechtsextremismus,
Berlin 1996, S.231-233
[1] Parteiprogramm der DA, verabschiedet auf dem Gründungsparteitag
in Bremen am 5.5.1989.
[2] Pressemitteilung des Bundesministeriums des Innern vom 10.12.1992.
Weitere Materialien:
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