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Profil: Heinrich Lummer

 

Rieger, Jürgen

Stand des Artikels: 1996 UPDATE

Hamburg

geb. 11. Mai 1946
gest. 29. Oktober 2009

Rechtsanwalt

Vorsitzender der Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung, u. a. Vorstandsmitglied des Nordischen Rings

Aktivitäten: 1968 schließt sich der Jurastudent Jürgen Rieger der Aktion Oder-Neiße an. 1969 tritt er dem Bund Heimattreuer Jugend bei und verfaßt die 1972 indizierte Schrift Rasse - Ein Problem auch für uns. 1970 betätigt sich Rieger als Pressesprecher eines CSU-Freundeskreises und beteiligt sich im Oktober an einer gewalttätigen Demonstration der Aktion Widerstand in Würzburg. Wegen Körperverletzung wird er 1974 verurteilt.
Rieger ist 1972 Mitbegründer des Nordischen Rings und wird Vorsitzender der Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung. 1975 eröffnet er sein Anwaltsbüro in Hamburg. Im Prozeß gegen den ehemaligen SS-Führer Arpad Wigand 1976 behauptet Rieger, die Einrichtung des Warschauer Ghettos sei eine seuchenhygienische Maßnahme gewesen. Ein Verfahren wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener bringt ihm 1983 eine Geldstrafe ein, die 1987 aufgehoben wird. 1989 wird er Vorsitzender der Artgemeinschaft und Schriftleiter der Nordischen Zeitung.
1990 werden die Vereine Heide-Heim e.V. Buchholz und Hamburg, bei denen Rieger Vorstandsfunktionen bekleidet, Träger des Schulungszentrums Hetendorf 13, wo Wehrsportlager und Treffen neofaschistischer Gruppen sowie ab 1991 die jährlichen Hetendorfer Tagungswochen stattfinden, die durch von Rieger geleitete Vereine bestritten werden.[1] Im April 1991 referiert Rieger bei der Nationalistischen Front (NF) zum Thema Ausländer raus - warum und wie. Im August meldet er die Ersatzveranstaltung für den verbotenen Rudolf Heß-Gedenkmarsch in Bayreuth an und ist Hauptredner vor etwa 2.000 Teilnehmern.
Wegen Verwendens verfassungsfeindlicher Symbole wird Rieger 1994 verurteilt. 1995 sucht er »junge deutsche Familien«, die mit ihm nach Schweden auswandern wollen, wo er ein 650 Hektar großes Gut gekauft hat, das 3,4 Millionen DM gekostet haben soll. Im Februar leitet die Hamburger
Staatsanwaltschaft ein Ehrengerichtsverfahren gegen ihn ein.

Beurteilung: Jürgen Rieger ist Multifunktionär und seit zwei Jahrzehnten bevorzugter Strafverteidiger des neofaschistischen Lagers. Zu seinen Mandanten zählten Ernst Zündel, Meinolf Schönborn, Berthold Dinter, Thies Christophersen, die NF, die Nationale Offensive und etliche mehr. Nachdem er sich in den 70er Jahren vor allem der Verbreitung rassebiologischer Thesen widmete, unterstützte er seit Ende der 80er Jahre den Aufbau der NF. Ein Schwerpunkt seiner Verfahren sind Anklagen, die die Leugnung der Massenmorde an Juden im Nationalsozialismus zum Inhalt haben. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.513 - 514

Anmerkungen:

[1] Anfang Februar 1998 wurden beide Vereine durch das Innenministerium von Niedersachsen verboten.

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