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Profil: Weltbund zum Schutze des Lebens BRD e.V. (WSL)

 

Weltbund zum Schutze des Lebens BRD e.V. (WSL)

Stand des Artikels: 1996

Gründung: 1960

Sitz: 32602 Vlotho

Zahl der Mitglieder: Mitte der 80er Jahre über 3.000, heute ca. 1.000

Funktionäre: Ernst Otto Cohrs (Präsident); Vorgänger waren Werner Georg Haverbeck, Hanno Beck, Walter Gmelin, Helmut Mommsen, Max Otto Bruker und Ursula Haverbeck-Wetzel.

Struktur: Der Weltbund zum Schutze des Lebens BRD e.V. (WSL-D) ist bis 1985 die BRD-Sektion des Weltbundes zum Schutze des Lebens International (WSL-I). Seitdem ist diese ein eigenständiger Verband, der zwar in Landesverbände untergliedert ist, jedoch zentral von Vlotho aus geleitet wird. Bis 1974 arbeitet die Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung als Arbeitskreis Humangenetik im WSL-D mit. Wichtige Mitglieder sind Baldur Springmann und Dieter Vollmer.

Aktivitäten: 1958 gründet Günther Schwab den in Österreich ansässigen WSL-I. 1960 folgt die Gründung des WSL-D durch den Euthanasiearzt Walter Gmelin. In den 70er Jahren steht der WSL-D im Zentrum der entstehenden Ökologiebewegung. Im (ideologischen) Umfeld des WSL-D und räumlich im Collegium Humanum (CH) finden die Vorfeldgespräche zur Gründung sowohl der Grünen als auch der Unabhängigen Ökologen Deutschlands statt. 1980 veröffentlicht der WSL-D in seiner Publikation Lebensschutzinformationen das Memorandum Gastarbeiter als Ökologisches Problem, welches später auch in Nation und Europa abgedruckt wird. Die Unterschrift des WSL-D findet sich auch unter dem Krefelder Appell. 1981-1982 kommt es durch die offen antisemitischen und rechtsextremistischen Aktivitäten des damaligen Präsidenten Cohrs zu einer innerverbandlichen Krise, infolge derer viele Personen und ganze Landesverbände austreten. Dadurch kommt es zu einer Stärkung der rechtsextremen Gesamttendenz. 1985 wird der WSL-D vom WSL-I ausgeschlossen und arbeitet seitdem eigenständig. Bis heute ist der WSL-D im ökologischen Bereich aktiv und versucht die dortigen rechten Entwicklungen zu begleiten und zu fördern.

Periodika: Seit 1969 erscheinen als Organ des WSL-D die Lebensschutzinformationen - Stimme des Gewissens ( L S I ) mit einer monatlichen Auflage von mehreren tausend Exemplaren. Die LSI wird vom WSL-D und CH gemeinsam herausgegeben. Hauptautoren sind Ursula Haverbeck-Wetzel, Ernst Otto Cohrs und Werner Georg Haverbeck. Neben Beiträgen zu Umweltschutz, AKW-Technik und Gentechnik finden sich in der Zeitung auch »geschichtsrevisionistische« Artikel zur Bombardierung Dresdens, wie z.B. Plädoyers für einen neuen Patriotismus mit einem Artikel von Alfred Mechtersheimer.

Programmatik: Schwerpunkte des WSL-D sind die als »Lebens- und Heimatschutz« verstandene Ökologie, Anthroposophie, die Freiwirtschaftslehre und bündische Themen. In letzter Zeit sind verstärkt New Age-Einflüsse bemerkbar. Deutlich sind Anknüpfungspunkte an die Theoretiker der sogenannten Konservativen Revolution zu erkennen. Dem WSL-D geht es um die Herausbildung einer Elite.[1]

Zusammenarbeit: Der WSL-D ist mit dem Collegium Humanum verflochten: Das CH stellt seine Räumlichkeiten für Seminare und Treffen zur Verfügung, die neben dem WSL-D auch von anderen Gruppen genutzt werden. Zu nennen sind der Bund Heimattreuer Jugend, der Bund der Goden, das Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers, der Witikobund und der Verein Gedächtnisstätte. Enge Verbindungen bestanden zur Freisozialen Union. Durch Haverbeck bestanden Kontakte zur Gustav Heinemann Initiative und zum Deutschen Rat für Umweltschutz.

Bedeutung: Der Weltbund zum Schutze des Lebens, der eng mit dem von Haverbeck gegründeten Collegium Humanum verwoben ist, ist eine parteiunabhängige Organisation, die unterschiedlichen rechten und rechtsextremistischen Strömungen zur ideologischen Weiterentwicklung im Bereich Umweltund »Lebensschutz« dient. Sie versucht zudem immer wieder, mit ökologischen Gruppen zusammenzuarbeiten. Zumindest in den 70er und 80er Jahren konnte sie in Teile der Umweltschutzbewegung hineinwirken. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S. 319f

Anmerkungen:

[1] Vgl. V. Wölk: Natur und Mythos. Duisburg 1992, S. 12 ff.

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