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Profil: Schutzbund für das deutsche Volk (SDV)

 

Schutzbund für das deutsche Volk (SDV)

Stand des Artikels: 1996

Gründung: 26. September 1981

Sitz: München

Funktionäre: Friedrich Köberlein (Vorsitzender), Ingeborg Mikisch, Hubert Dröscher (Leiter der Geschäftsstelle)

Struktur: Der Aufbau des Schutzbundes für das deutsche Volk (SDV) steht in engem Zusammenhang mit dem rassistischen Heidelberger Manifest (Heidelberger Kreis) vom 17. Juni 1981, in dem »zur Gründung eines parteipolitisch und ideologisch unabhängigen Bundes« aufgerufen wird. »Der starke Widerhall dieses Manifestes hat zur Gründung des SDV geführt«[1]. Mitglied des Vereins kann jeder Deutsche und jede »deutsche juristische Person« werden. Der SDV unterhält eine Geschäftsstelle in Frankfurt a.M. Mitte der 80er Jahre versucht der SDV erfolglos, regionale Lesekreise zu bilden. Der Leiter der Geschäftsstelle in Frankfurt a.M., Hubert Dröscher, beklagt 1992 den Mitarbeitermangel. Diesem sei die zeitweise Verschickung der SDV-Schriften durch den Grabert-Verlag geschuldet.

Aktivitäten: Abgesehen von sporadischen Veranstaltungen zu Beginn der 80er Jahre, an denen hauptsächlich Propagandisten des SDV teilnehmen, widmet sich der SDV inzwischen ausschließlich der Verbreitung seiner Flugschriften, die nach Eigenangaben bisher eine Gesamtauflage von zwei Millionen überschritten haben.

Periodika: Der SDV gibt mehrseitige Flugblätter in Massenauflage heraus. Vorwiegend druckt der SDV hier programmatische Artikel seiner Mitglieder und Unterstützer zur Ausländerpolitik nach: Perversion der Nächstenliebe (Wolf Katz), Sturm auf Europa - Eine Zeitbombe tickt! (Klaus Hornung), Deutsches Volk - zentraler Grundwert der Verfassung (Staatssekretär a.D. Otto Uhlitz), Die gefährdete Existenz unseres Volkes (Karl Steinbuch), Ausländerfeindlichkeit - Tatsache oder Propagandalüge? (Johannes Peter Ney). Titel weiterer Flugblätter: Ausländer fordern den »Vielvölkerstaat Bundesrepublik«; Deutschland den Ausländern?; Asyl: Schwindel mit der Humanität; Die gesteuerte Überfremdung, Wissenschaftler gegen »Multikultur«.

Programmatik: Ziel des Schutzbundes ist »die Erhaltung des Deutschen Volkes, die Erhaltung seiner Heimat und seiner Kultur«, in deren Mittelpunkt die Erhöhung der deutschen Geburtenzahl steht. Als Hauptschuldige einer »gesteuerten Überfremdung« hat der Verein die Verfechter einer gemäßigten Asyl- und Einwanderungspolitik ausgemacht. Diese handelten »pflichtwidrig gegen vitale Volksinteressen« und opferten soziale Errungenschaften, Steuergelder, deutsche Souveränität und die Umwelt, um das deutsche Volk abzuschaffen und durch eine multikulturelle Gesellschaft zu ersetzen.

Zusammenarbeit: Enge personelle Verbindungen bestehen seit den Gründungszeiten zu der Gesellschaft für freie Publizistik (Brigitte Finkeissen-Frank, Heinrich Schade), der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands, dem Witikobund (Rolf Kosiek, Alf Thorsten Werner, Friedrich Köberlein) und der Zeitschrift Nation und Europa (Helmut Schröcke). Mitglieder des SDV tauchen auch bei der Europäischen Ärzteaktion und der Juristen-Vereinigung Lebensrecht auf.

Bedeutung: Von einem zunächst geplanten Dachverband rassistischer und ausländerfeindlicher Verbände wandelte sich der SDV zu einem Verein, dessen Freunde und Mitglieder sich »im Vorraum der Parteienpolitik« betätigen. Seine programmatische und personelle Nähe zu rechtsextremen Gruppen zwang den SDV, sich 1984 ausdrücklich zum Grundgesetz zu bekennen und von Personen zu distanzieren, die die staatliche Ordnung der Bundesrepublik Deutschland beseitigen wollen. Diese Abgrenzung diente vornehmlich der Aufrechterhaltung des Einflusses bei konservativen Parteigängern, die der SDV mit seiner pseudowissenschaftlichen Argumentation zu erreichen wußte. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.299-302

Anmerkungen:

[1] Flugblatt des SDV, Heidelberg 1981.

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