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Profil: Düsseldorfer Herrenrunde

 

Düsseldorfer Herrenrunde

Stand des Artikels: 1996 [enthält UPDATE]

Gründung: Anfang der 80er Jahre

Sitz: Düsseldorf

Zahl der Mitglieder: ca. 100

Funktionäre: Hauptaktivisten der Düsseldorfer Herrenrunde sind Prof. Carl Zimmerer (Organisator) und Günther Kissel[1] aus Solingen.

Struktur: Die Düsseldorfer Herrenrunde ist ein regelmäßiges Treffen zu Gesprächsabenden, deren Existenz 1989 Medieninteresse weckte. Das Publikum bilden nationalkonservativ gesinnte Unternehmer, Politiker und Rechtsextremisten.

Aktivitäten: Seit Anfang der 80er Jahre trifft sich die Düsseldorfer Herrenrunde etwa einmal pro Monat zur Diskussion im Spitzenhotel »Nikko«.[2] Referenten waren u.a.: Adolf von Thadden, Konrad Porzner, Manfred Brunner, Gerhard Boeden, Michaela Geiger, Manfred Wörner, Jörg Haider, Klaus Kinkel, Wolfgang Botsch, Paul C. Martin, Dr. Helmut Thoma, Günter Rexrodt, Jürgen Möllemann. Die Einladung von Franz Schönhuber führt 1989 zum Skandal, bringt den Republikanern für den Europawahlkampf aber Spenden ein: mehrere Teilnehmer der Herrenrunde übernehmen Bürgschaften von jeweils mindestens 10.000 DM. Weitere Geldempfänger sind die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD) und der Bund freier Bürger (BfB), für den der Sohn von Carl Zimmerer, Xaver Carl Zimmerer, 1994 kandidiert.

Im September 2009 platzt ein geplantes Treffen der Herrenrunde in einem Restaurant in Moers, der Gastwirt kündigte den Vortrag. Vorgesehen seien Referate zweier NPD-naher Rechtsanwälte zum Thema der "juristischen Verfolgung" sogenannter "Patrioten" gewesen, die Buchungen seien stets über ein Berliner Büro gelaufen, so die Lokalpresse.[3]

Programmatik: Zimmerer, Sprachrohr der Herrenrunde, äußerte bei einem Interview mit der Jungen Freiheit: »Wir sind rechts, ganz klar.« Eine einheitliche Programmatik ist aber nicht feststellbar. Die Teilnehmer, die Referenten und die dargebotenen Themen bewegen sich zwischen nationalkonservativ und rechtsextrem.

Zusammenarbeit: Die Düsseldorfer Herrenrunde verfügt über vielfältige Kontakte auf personeller Ebene. So meldet Der Rechte Rand (Nr. 30) die jahrelange Förderung der Jungen Freiheit durch Zimmerer, der auch Referent beim Berliner Dienstagsgespräch war. Kissel (geb. 1916), Inhaber mehrerer Baufirmen, ist Autor im Anzeiger der Notverwaltung des Deutschen Ostens, Recht und Wahrheit und schon in den fünfziger Jahren in Nation Europa. 1979 ist der Auschwitzleugner David Irving Gast einer Veranstaltung in Kissels Firmengebäude. Kissel, Bezieher der Bauernschaft, forderte Straffreiheit für Thies Christophersen. Seine Spendentätigkeit für die Nationaldemokratische Partei Deutschlands erregte 1993 Aufsehen.

Bedeutung: Die Düsseldorfer Herrenrunde folgt dem Konzept der »Gesprächskreise«, die eine ideologische Brückenfunktion zwischen rechtsextremen und konservativen Kreisen erfüllen. Besonders wichtig ist hierbei die Vermittlung finanzieller Unterstützung rechtsextremer Parteien und Organisationen durch meist mittelständische Unternehmen. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Anmerkungen:

[1] Zu Kissel vgl. Antifa-Archiv Solingen (Hrsg.) Faschisten hinter demokratischer Fassade. Solingen 1995.

[2] T. Klaus: Der Messias mit dem Hakenkreuz. Merazhofen/Aurich 1991, S. 172.

[3] Vgl. Thomas Wittenschläger: Rechtsextreme Tagung verhindert. Der Westen v. 15.09.2009. www.derwesten.de/staedte/moers/Rechtsextreme-Tagung-verhindert-id207897.html

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.190f

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