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Profil: Deutsch-Russisches Gemeinschaftswerk -
Förderverein Nord-Ostpreußen

 

Deutsch-Russisches Gemeinschaftswerk -
Förderverein Nord-Ostpreußen

Stand des Artikels: 1996

Gründung: Februar 1993

Sitz: Kassel

Geschäftsstelle: 34639 Schwarzenborn

Funktionäre: Konrad Schneider (1. Vorsitzender), Manfred Roeder (2. Vorsitzender), Siegfried Godenau

Struktur: Im Mai 1992 wird der Verein Aktion Ostpreußenhilfe in der Gemeinschaft Deutscher Osten (GDO) gegründet. Dieser wird von Manfred Roeder und Siegfried Godenau (Geschäftsführer) vertreten. Nach Differenzen mit der GDO wird das Deutsch-Russische Gemeinschaftswerk (im folgenden Gemeinschaftswerk) gegründet. Mitte 1993 schließt sich das Gemeinschaftswerk der Bruderschaft Salem an und erhält von dieser einen Einstiegsbetrag von 25.000 DM.

Aktivitäten: Im Rahmen seiner zweiten Fahrt nach Ostpreußen im Oktober 1992 wird Roeder in Kaliningrad vom stellvertretenden Landwirtschaftsminister empfangen, der ihm Unterstützung zusagt.[1] Das Gemeinschaftswerk bemüht sich im März 1993 um die Vermittlung von deutschen Investoren, die Projekte finanzieren sollen. Im April finden Gespräche zwischen Roeder und Bevollmächtigten der Obersten Administration in Kaliningrad statt, bei denen angeblich eine weitreichende Unterstützung zugesagt wird.[2] Der Verein berichtet im April 1994 über die Fertigstellung der Rohbauten von sieben Gehöften und Nebengebäuden in Herzogsrode. Mitte 1994 wirbt das Gemeinschaftswerk mit Projekten und Hilfsaktionen in sechs Orten Ostpreußens. Ein »Musterdorf« soll entstehen. 1995 reisen Konrad Schneider und Roeder nach »Nord-Ostpreußen«, um »Voraussetzungen für einen größeren Landerwerb zu klären«.

Periodika: Sprachrohr des Vereines ist der Rundbrief Deutsche Bürgerinitiative - weltweit, herausgegeben von der Deutschen Bürgerinitiative.

Programmatik: Das Gemeinschaftswerk bezeichnet sich als Hilfsverein, der die Wiederansiedlung von »rußlanddeutschen« Familien im ehemaligen Ostpreußen fördern will. Es nimmt für sich in Anspruch, Neusiedlern »durch gezielte Hilfe bei der Existenzgründung« zu helfen.[3] Roeder propagiert die »Umwandlung Nord-Ostpreußens« in eine »russisch-baltische Republik«, aus der »mit Unterstützung deutschen Kapitals« eine »baltisch-russisch-deutsche Republik« werden solle.[4] Von dort sei es zu einer »Republik oder einem Freistaat Preußen nur noch ein Schritt«. Seiner Logik folgend sei »die Rückkehr der Gebiete nur eine Frage der Zeit«, »wenn Deutsche erst mal in einem Übergangsgebiet sitzen und das entscheidende Wort zu reden haben«.[5]

Zusammenarbeit: Das Gemeinschaftswerk verfügt über einen internationalen Freundes- und Unterstützerkreis. Die Deutsch-Russländische Gesellschaft stellt dem Kreis um Roeder 1992 und 1993 mehrfach ihre Vereinszeitschrift Russland und wir als Sprachrohr zur Verfügung. Eine Zusammenarbeit ist mit dem Verein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Trakehnen feststellbar. Im Mai 1993 findet in Räumen der -> Landsmannschaft Ostpreußen ein Treffen statt, in das sowohl die GDO als auch die Bruderschaft Salem eingebunden sind.

Bedeutung: Das Deutsch-Russische Gemeinschaftswerk ist die organisatorische Weiterführung der Aktion Ostpreußenhilfe. Der unübersehbare neofaschistische Hintergrund ließ alle Versuche, mit bürgerlichen Organisationen zusammenzuarbeiten, scheitern. Die Umbennung und die Eintragung als gemeinnütziger Verein soll den neofaschistischen Charakter des Vereins verschleiern und weitere Spenderkreise und Finanzierungsquellen erschließen. Die Kritik am Auftreten und an den hochtrabenden Plänen der Vereins-Funktionäre ist unüberhörbar. Eine Isolierung im rechtsextremen Spektrum ist dennoch nicht feststellbar. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Anmerkungen:

[1] Rundbrief von Manfred Roeder, Oktober 1992.

[2] Rundbrief Deutsche Bürgerinitiative weltweit, Nr. 3/1993.

[3] »Wir helfen!« Werbeschrift des Deutsch-Russischen Gemeinschaftswerkes, 1994.

[4] Rundbrief Deutsche Bürgerinitiative weltweit, Nr. 8/1994.

[5] Die Bauernschaft, Nr. 12/1990.

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.350-351.

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