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Profil: Deutsche Bürgerinitiative (DBI)

 

Deutsche Bürgerinitiative (DBI)

Stand des Artikels: 1996

Gründung: Dezember 1971

Sitz: 34639 Schwarzenborn

Zahl der Mitglieder: unter 100

Funktionärinnen: Manfred Roeder, Gertraud Roeder

Struktur: Die Deutsche Bürgerinitiative (DBI) entsteht Ende 1971 durch die Umbenennung der Bürgerinitiative gegen moralische und politische Anarchie e.V. Sie vereinigt den Freundeskreis um Manfred Roeder. Die DBI verfügt bis zum Herbst 1973 über die amtlich anerkannte Gemeinnützigkeit. Seit 1975 finden Treffen auf dem sogenannten »Reichshof« in Schwarzenborn statt, wo Roeder und seine Familie wohnen. Die DBI tritt zeitweise unter dem Namen Freiheitsbewegung Deutsches Reich (ab 1975) bzw. Europäische Freiheitsbewegung (ab 1979) auf.

Aktivitäten: Seit den 70er Jahren finden mehrmals jährlich und teilweise monatlich Freundestreffen sowie Sonnwendfeiern auf dem »Reichshof« statt. Die DBI beteiligt sich umfangreich an der Auschwitz-Leugnung und betreibt die Rehabilitierung der verurteilten deutschen NS-Kriegsverbrecher. So forderte sie die Freilassung von Rudolf Heß. In den Jahren 1973 und 1974 wird mehrmals eine polnische Ausstellung über das KZ Auschwitz gestört. Im Mai 1975 findet ein sogenannter »Reichstag« in der Nähe von Flensburg statt. Unter 100 Neofaschisten befinden sich auch Vertreter aus Dänemark, Österreich und Südafrika. Roeder wird zum Sprecher bestimmt. Im Jahre 1977 versucht Roeder zweimal erfolglos, einen Auschwitz-Leugner-Kongreß durchzuführen. Roeder entzieht sich 1978 einer anstehenden Haftstrafe durch Flucht. Durch seine anschließenden terroristischen Aktivitäten bei den Deutschen Aktionsgruppen und einer daraus resultierenden mehrjährigen Haftstrafe erlahmen die Tätigkeiten der DBI bis 1990 fast vollständig. Es bildet sich das Hilfswerk Manfred Roeder, über das Gertraud Roeder die Propaganda ihres Ehemannes weiterführt und Solidaritätsarbeit initiiert. Das Hilfswerk gibt den Rundbrief Der Fackelträger heraus. Im Februar 1993 gründet Roeder das Deutsch-Russische Gemeinschaftswerk - Förderverein Nord-Ostpreußen.

Periodika: Die monatlichen Rundbriefe Deutsche Bürgerinitiative - weltweit erscheinen nach eigenen Angaben seit 1970. Das Blatt erreicht angeblich eine Auflage von mehreren tausend. Die englische Übersetzung der Rundbriefe - Teutonic Unity - wird im Januar 1994 eingestellt. Roeder begründet dies mit der Konzentration auf seine Arbeit in Deutschland und in Osteuropa. Der von Roeder vierteljährlich herausgegebene Deutsche Jahrweiser erscheint seit 1980. Er enthält Gedichte und Betrachtungen zu historischen Tagesereignissen.

Programmatik: Die DBI erstrebt laut Satzung »(...) eine Erneuerung unserer Staats- und Sittenordnung und will den sittlichen Verfallserscheinungen entgegentreten. Insbesondere soll die seuchenartige Ausbreitung von Rauschgift, Geschlechtskrankheiten und Gewalttätigkeiten verhindert und die allgemeine Volksgesundheit gefördert werden. Der Verein betreibt Volksbildung und Erziehung zur Rettung der eigenständigen deutschen Kultur in Verantwortung vor Gott und Liebe zum eigenen Volk und Vaterland.«[1] Im Mittelpunkt steht eine durch Roeder betriebene aggressive antisemitische Hetze, verbunden mit dem offenen Bekenntnis zum nationalsozialistischen Regime. So bezeichnete er die BRD als eine »zionistische Kolonie« und Simon Wiesenthal als »neue(n) Gauleiter von Deutschland«[2]. Demokratie gilt ihm als »Pervertierung jeder Rechts- und Sittenordnung«. »Alles, was man uns nach dem Krieg über Auschwitz erzählt hat, natürlich auch über alle anderen Konzentrationslager, ist erstunken und erlogen (...) Jeder Mensch, der sein Volk liebt, muß praktisch [sic] gegen dieses jüdische Element sein, das sich in seinem Volk einnistet.«[3]

Zusammenarbeit: In den 70er Jahren arbeitet die DBI eng mit Thies Christophersen und dessen Bürger- und Bauerninitiative, mit dem Kampfbund Deutscher Soldaten des Erwin Schönborn sowie mit der Wehrsportgruppe Hoffmann zusammen. Durch Roeder bestehen Kontakte ins europäische Ausland, so nach Österreich, in die Schweiz, nach Spanien, nach Großbritannien, aber auch in die USA.

Bedeutung: Die DBI dient von Beginn an dem Freundeskreis um Manfred Roeder als organisatorisches Dach für dessen Aktivitäten. In den Anfangsjahren verfolgt er Aktionen, deren Ziel die Rehabilitierung des Nationalsozialismus war. Seine aggressive Propaganda mündete in die terroristischen Aktivitäten der Deutschen Aktionsgruppen. Die zwischenzeitliche politische Zurückhaltung nach seiner Haftstrafe ist den Aktivitäten im ehemaligen Ostpreußen durch das Deutsch-Russische Gemeinschaftswerk seit der Wiedervereinigung gewichen. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Anmerkungen:

[1] Satzung der DBI. Zitiert nach J. Reents-Verlag (Hrsg.): »NSDAP"-Propagandisten unter der Lupe. Hamburg 1978, S. 23 f.
[2] 25. Roederbrief, Oktober 1974. Zitiert nach J. Reents-Verlag, 1978, S. 51 (s. Anm. 1).
[3] Roeder in dem Film »Nazis - gibt's die noch?« Zitiert nach PDI-Taschenbuch 6: Bericht über neonazistische Aktivitäten. München 1980, S. 62.

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.233ff

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