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Profil: Unabhängige Arbeiter-Partei (UAP)

 

Unabhängige Arbeiter-Partei (UAP)

Gründung: 21. Januar 1962

Sitz: 45032 Essen

Zahl der Mitglieder: ca. 100.

Funktionäre: Erhard Kliese (Essen), Ulrich Villmow (Hattingen/Ruhr), Heinz-Werner Walkenhorst (Hattingen/Ruhr), Franz Muhrri (Bochum) und Rainer Weber (Kaarst bei Düsseldorf) gehören dem Zentralbüro an.[1] Weitere Funktionäre der Parteigeschichte waren oder sind u.a.: Erich Kaufmann, Wolfgang Strauss, Horst Bosbach, Ernst Pajonk, Georg Daumann, Heinz Fandrey, Hans-Joachim Walenzyk, Marianne Bormann, Barbara Keßler.[2]

Struktur: An der Spitze der Parteileitung steht das »Zentralbüro« als eigentlicher Vorstand mit Sitz in Essen. Der regionale Schwerpunkt liegt in Nordrhein-Westfalen, wenn auch Stützpunkte in Hessen, Bayern und Berlin existierten. Als Jugendgruppe der UAP wird am 10. Dezember 1967 die ->Blaue Adler-Jugend gegründet. Sie tritt seit Jahren nicht mehr aktiv nach außen. Der 1. Bundesvorsitzender ist Ulrich Villmow.

Aktivitäten: Die UAP geht ursprünglich auf den 1950 gegründeten Bund der Vötokalisten um Erhard Kliese zurück, der bis 1962 in der ->Deutsch-Sozialen Union Otto Strassers einen linksnationalistischen Kurs mehrheitsfähig machen wollte. 1962 wird die UAP u.a. durch Kliese, Horst Bosbach und Wolfgang Hülsmann gegründet und orientiert sich auf Arbeiter, die von der SPD enttäuscht sind. Ab 1967 öffnet sie sich weiteren rechtsextremistischen Gruppen und bekommt völkisch-nationalistische Züge. Erich Kaufmann von der Deutsch-Sozialistischen Partei wird 1968 bis 1970 zum 1. Vorsitzenden gewählt und bringt seine Reichs-Arbeiter-Zeitung ein.
1969 bis 1977 richtet Wolfgang Strauss während seiner Mitgliedschaft in der UAP und der Blauen-Adler-Jugend die Programmatik nationalrevolutionär aus. Der Versuch, sich als Führungskraft der sich herausbildenden »Neuen Rechten« zu etablieren, scheitert ebenso wie die offene Konkurrenz mittels der Aktion 62 zur -> Nationaldemokratischen Partei Deutschlands. Bereits seit Ende der 70er Jahre entfaltet die UAP kaum noch nennenswerte Aktivitäten und beschränkt sich auf Nordrhein-Westfalen.
Ihre regelmäßigen Versuche, an Wahlen teilzunehmen, scheitern mehrmals an den zu erbringenden Unterstützungsunterschriften und bewegen sich im Falle der Zulassung im marginalen Bereich (Bundestagswahl 1969: 5.309 Stimmen 0.1 Prozent; Bundestagswahl 1976: 765 Stimmen 0,0 Prozent; Landtagswahlen NRW 1995: 152 Stimmen 0,0 Prozent)[3].

Periodika: Als Parteiorgan erschien die Reichs-Arbeiter-Zeitung. Regionale Blätter wie die Ruhr-Arbeiter-Zeitung, Junge Front und barricade hatten eine kurze Lebensdauer. Sporadisch wirbt sie nach 1989 mit Flugblättern um die Gunst der »Mitteldeutschen«.

Programmatik: Die UAP ist eine Vertreterin des »Neuen Nationalismus«[4]. Insbesondere unter Wolfgang Strauss entwickelte sie sich zu einer Partei des »Dritten Weges«, die durch Bildung einer echten »Volksgemeinschaft« und einem starken deutschen Nationalstaat eine Staatsform zwischen Kapitalismus und Kommunismus anstrebt. So sieht sie sich »als einzige deutsche Arbeiterpartei im sozialrevolutionären Geist Lasalles und im nationalrevolutionären Geist Strassers«[5].

Zusammenarbeit: Zu Beginn der 90er Jahre arbeitet die UAP eng mit Kleinstparteien wie Die Deutschen, -> Die Bürger und der Freiheitlich Sozialistischen Volkspartei zusammen. Wahlabsprachen werden getroffen und die Vereinigung diskutiert.

Bedeutung: Nie gelang es der UAP, sich als Gegengewicht zur NPD zu etablieren, auch wenn sie in den 70er Jahren ca. 2.000 Mitglieder hatte. Sie blieb immer eine Randerscheinung des bundesdeutschen Rechtsextremismus. Lediglich durch ihr ehemaliges Mitglied Wolfgang Strauss setzte sie kurzzeitig Akzente bei der Herausbildung der »Neuen Rechten«. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Anmerkungen:

[1] Neuwahl des Bundesvorstandes auf dem 17. Parteitag der UAP in Bochum, nach DESG-inform,
Nr. 4. 1995,S. 11.
[2] Vgl. 30 Jahre UAP. Festschrift zusammengestellt vom UAP-Ortsverband Hattingen/Ruhr.
[3] Zur Parteigeschichte bis 1980 siehe R. Stöss (Hrsg.): Parteienhandbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945-1980. Opladen 1986, S. 2337 ff.
[4] Vgl. ebenda, S. 144 ff.
[5] So schrieb Günter Bartsch in Criticon; zitiert nach blick nach rechts, Nr. 6/1995, S. 14.

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.313ff

Weitere Materialien:

 

barricade, die Zeitschrift der BAJ, Ausgabe Nr.3/1971, mit einem Leitartikel von Wolfgang Strauss. Herausgeber: Horst Bosbach und Klaus Funk.

 

 

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