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Profil: Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V.

 

Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V.

Stand des Artikels: 1996

Gründung: 1951

Sitz: 42003 Wuppertal

Zahl der Mitglieder: 23[1]

Funktionäre: Horst Janzen (Geschäftsführer). Weitere Mitglieder sind/waren: Lieselotte Bischoff, Arnulf Rühaak, Adelheid Klug, Wilhelm Cleven, Eberhard Engelhardt, Ernst August Meyer, Hans Himpe, -> Rudolf Aschenauer, Helene Elisabeth Prinzessin von Isenburg.

Struktur: Im Vorstand der bundesweit tätigen Stillen Hilfe saßen und sitzen neben ehemaligen Nationalsozialisten und Mitgliedern der Waffen-SS eine Reihe evangelischer und katholischer Geistlicher. Angegliedert waren eine argentinische Außenstelle und die Stille Hilfe Südafrika »Silent Help«.[2] Gino Ragno vertrat die Stille Hilfe in Italien.[3]

Aktivitäten: Nach fünfjähriger, privater Aktivität wird am 7. Oktober 1951 der Verein in München mit der Präsidentin Prinzessin Isenburg und deren Stellvertreter Altbischof Theophil Wurm gegründet und ins Vereinsregister in Wolfrathshausen unter dem Namen Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte eingetragen. Der Verein betreut inhaftierte NS-Verbrecher, zahlt ihnen Urlaubs-, Entlassungs- und Weihnachtsgelder, hilft bei Gnadengesuchen und Revisionen. Nachdem 1958 die letzten Häftlinge das Kriegsverbrecher-Gefängnis in Landsberg verlassen haben, verstärkt die Stille Hilfe ihre Aktivitäten im Ausland. U.a. wird ihr die Befreiung des NS-Kriegsverbrechers Herbert Kapplers aus italienischer Haft 1977 nachgesagt.[4] Ende der achtziger Jahre beginnt der Aufbau von Kontakten zu in der DDR wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilten Personen. 1994 verliert die Stille Hilfe die Anerkennung als gemeinnütziger Verein und verlegt im Sommer ihre Geschäftsstelle nach Wuppertal.

Periodika: Der Rundbrief für den Freundeskreis erscheint zweimal jährlich und berichtet über die Vereinstätigkeit. Die früher mehrseitige Zeitschrift im DIN A5-Format schrumpfte bis Ende 1995 auf ein einzelnes DIN A4-Blatt.

Programmatik: Nach ihrer Satzung von 1954 will die Stille Hilfe »in stiller, tätiger Hilfe allen jenen helfen, die infolge der Verhältnisse der Kriegs- und Nachkriegszeit durch Gefangennahme, Internierung oder ähnliche von ihnen persönlich nicht zu vertretene Umstände ihre Freiheit verloren haben«. (§ 2)

Zusammenarbeit: Funktionäre des Vereins nahmen Anfang der 50er Jahre an den Versammlungen der Europäischen Neuordnung (ENO) teil. Frühe Verbindungen gab es auch zum Hilfswerk der helfenden Hände und zur Kameradenhilfe/-hilfswerk, das in Zusammenarbeit mit Hans-Ulrich Rudel und Otto Skorzeny Fluchthilfe nach Südamerika betrieb. Weiter bestehen vielfältige personelle Beziehungen zu anderen Organisationen. So ist Adelheid Klug Mitglied der Gesellschaft für freie Publizistik, Rudolf Aschenauer war Vorsitzender des Vereins für das Deutschtum im Ausland und Horst Janzen hat Kontakt zu Florentine Rost van Tonningen in den Niederlanden.[5] Mitglieder der Stillen Hilfe referierten in den letzten Jahren in Hetendorf u. a. vor der Wiking Jugend.

Bedeutung: Die Stille Hilfe ist eine bundesweit tätige Gruppe zur Unterstützung inhaftierter NS-Verbrecher, die früher auch an der Schleusung von Kriegsverbrechern ins Ausland beteiligt war.[6] Ihre Mitglieder saßen in bedeutenden Organisationen und Vereinigungen. Die »alte Truppe« genießt auch Ansehen im neofaschistischen Spektrum. So stufen etwa die Nachrichten der HNG die Aktivitäten der Stillen Hilfe als »wichtig und unterstützenswert« ein. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.308 - 310

Anmerkungen:

[1] Laut Mitgliederversammlung 1993.

[2] Vgl. E. Klee: Persilscheine und falsche Pässe. Frankfurt/M. 1992, S. 114.

[3] Vgl. A. Ernst: Die »Stille Hilfe«. In. Der Rechte Rand, Nr. 31, 1994, S. 6.

[4] Vgl. R. Opitz: Faschismus und Neofaschismus. Berlin/Ost 1984, S. 302.

[5] Vgl. Ernst, 1994 (s. Anm. 3).

[6] Vgl. blick nach rechts, Nr. 20/1994, S. 8.

Weitere Materialien:

 

Weiterführende Literatur:

  • Oliver Schröm/ Andrea Röpke, Stille Hilfe für braune Kameraden, Christoph Links Verlag, 2002, ISBN: 386153231X

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