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Profil: JVA-Report |
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JVA-ReportVon Christoph Schulze (apabiz)Post vom MörderDer »JVA Report« bietet Knastlektüre für inhaftierte Neonazis. Der Macher des Rundbriefs sitzt selbst ein: Enrico Hilprecht ist der rassistische Mörder von Alberto Adriano. Beim groben Durchblättern erscheint der »JVA Report«
wie ein durchschnittliches Nazi-Skinzine. Das kopierte A5-Heft hat ein
schlechtes Layout, der Schreibstil ist holprig. Doch um Rechtsrock geht
es nicht: »Eine Vernetzung von Kameraden innerhalb und außerhalb
der Kerkermauern« will der »JVA Report« ermöglichen.
Dass das Heft ästhetisch in den 1990er-Jahren stehen geblieben ist,
hat einen einfachen Grund. Der Macher sitzt seit dem Jahr 2000 selbst
im Gefängnis. Enrico Hilprecht, Jahrgang 1975, ist der Mörder
von Alberto Adriano. Unterstützung von »draußen«Hilprecht kann die Internet-Seite – mangels Netzzugang im Gefängnis – nicht selbst gestalten. Viel Logistik steuern Neonazis von außerhalb des Gefängnisses bei. Als Kontaktadresse diente beispielsweise lange Zeit ein Postfach im brandenburgischen Belzig, das bis etwa 2005 von der mittlerweile inaktiven Neonazigruppe »Preußische Aktionsfront« genutzt wurde. Deren Anführer Pascal Stolle saß selbst ein. Wegen eines Überfalls im Jahr 1997 auf die Mitglieder einer linken Punk-Band war er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Inhaber der jetzigen Bezugsadresse, ein Postfach in Wittmund, und eines Spendenkontos für den »JVA Report« ist hingegen Stefan Richardt aus dem niedersächsischen Carolinensiel. Der gelernte Koch, Jahrgang 1983, stammt ebenfalls aus dem Land Brandenburg und war 2008 in Friesland erfolgloser Kandidat der NPD bei den Landtagswahlen in Niedersachsen. ZielsetzungFür seinen Macher Enrico Hilprecht soll der »JVA Report« nicht nur Zeitvertreib im tristen Knastalltag sein, sondern offenbar politisch als Ergänzung zur Gefangenenbetreuung der einschlägigen »Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige« (HNG) wirken. Genau wie die HNG will der »JVA Report« inhaftierten Neonazis seelsorgerischen Zuspruch geben, Ratschläge für und Austausch über den Gefängnisalltag liefern und sie mit inhaltlichen Beiträgen auch ideologisch festigen. Kurzum: Sie sollen bei der Stange gehalten werden, damit sie nach der Haftstrafe wieder politisch aktiv werden. Im »JVA Report« wechseln sich antisemitische Karikaturen ab mit Tipps für den Knastalltag und den üblichen rechten Tiraden (»Deutsches Volk erwache!«, »Die weiße Rasse ist bedroht«). Gesprächspartner Deutlicher Schwerpunkt sind Briefinterviews mit anderen inhaftierten
Neonazis. Die Liste der Gesprächspartner liest sich wie ein »Who
is who« des militanten Nazismus. Darunter ist beispielsweise der
verurteilte Naziterrorist Martin Wiese, der 2003 einen Sprengstoffanschlag
auf die Grundsteinlegung des neuen jüdischen Kulturzentrums in München
plante. Auf mehreren Seiten lässt sich Wiese im »JVA Report«
darüber aus, wie seiner Ansicht nach der »nationale Kampf«
geführt werden solle und wirbt für die Unterstützung der
NPD. Auch der Neonazi-Aktivist Axel Reitz sowie der »Landser«-Sänger
Michael »Lunikoff« Regener (beide inzwischen nicht mehr inhaftiert)
wurden interviewt. Dem NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke, Jahrgang 1913,
der 1998 in Italien wegen seiner Beteiligung als SS-Offizier an Erschießungen
verurteilt wurde und der derzeit deshalb unter Hausarrest steht, wurde
ein lobhudelnder Artikel gewidmet – und in der gleichen Ausgabe
stolz ein Leserbrief von Priebke abgedruckt. Als Autor im »JVA Report«
tritt auch Karl Polacek, ehemaliger Funktionär der 1995 verbotenen
»Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei«, in Erscheinung.
Auf der Website wird indes eifrig für »Solidarität mit
Kay Diesner« geworben. Diesner, Jahrgang 1972, sitzt in der JVA
Lübeck eine lebenslange Haftstrafe ab, weil er einen linken Buchhändler
in Berlin-Marzahn mit einer Pumpgun angeschossen und auf der Flucht einen
Polizisten erschossen hatte. Behörden hilflos?Die Vernetzungsarbeit unter militanten Neonazis, die der rassistische Mörder Enrico Hilprecht mit seinem »JVA Report « aus dem Gefängnis heraus leistet, hat bisher erstaunlich wenig Reaktionen der Behörden hervorgerufen. Immerhin wird in Niedersachsen inzwischen wegen der Darstellung verbotener Nazisymbole gegen den Kontaktmann Stefan Richardt ermittelt – in der Ausgabe zehn prangt ein SA-Mann auf dem Cover, dessen Hakenkreuz-Armbinde deutlich zu erkennen ist. Dagegen, dass Hilprecht im Gefängnis den »JVA Report« produziert, sei nach Ansicht des Landes Brandenburg hingegen kaum vorzugehen. Kontrollen oder Kontaktverbote würden nicht helfen, diese könnten »nicht verhindern, dass Schreiben über Dritte«, also Mitgefangene, versandt werden, so ein Justizsprecher. Nach einer Landtagsanfrage teilte die Brandenburger Landesregierung mit, dass der »JVA Report« ihren Erkenntnissen zufolge keine hohe Verbreitung habe. Erst dreimal sei der »JVA Report« im Posteingang von neo nazistischen Gefangenen in Brandenburg aufgefallen. Eine strafrechtliche Relevanz der Internet-Seite mochte die Landesregierung übrigens nicht sehen – obwohl auch dort die Ausgabe mit dem Hakenkreuz-Cover zum Download bereitsteht. Quelle: DERRECHTERAND | Nummer 117 | März | April 2009 Weitere Materialien:
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