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Profil: DIE TAT

 

Die jungkonservative Zeitschrift "DIE TAT"

Zentrale Publikation der antidemokratischen Rechten der Weimarer Republik

von Ulli Jentsch

Die Zeitschrift »DIE TAT« wurde bereits 1909 gegründet und erschien seit 1912 im Verlag von EUGEN DIEDERICHS (Jena). Ab 1929 radikalisierte sich die Zeitschrift unter der Leitung von HANS ZEHRER und wurde zum Organ des jungkonservativen TATKREISES. Sie erreichte 1932 eine Auflage von 30.000 Exemplaren und war damit sowohl im Kreise der Publikationen der sogenannten »Konservativen Revolution« als auch insgesamt unter den politischen Organen der Zeit eine der größten und einflussreichsten.
Die maßgeblichen Autoren unter Chefredakteur und Herausgeber HANS ZEHRER waren F. F. ZIMMERMANN aka FERDINAND FRIED, ERNST WILHELM ESCHMANN aka LEOPOLD DINGRÄVE, H. GRÜNEBERG, F. W. VON OERTZEN und GISELHER WIRSING.

KURT SONTHEIMER beschreibt die Wirkung der Zeitschrift darin, dass ein kleiner lebendiger Kreis von Journalisten auch »unmittelbar gefolgschaftsbildend wirkte«. Inhaltlich wird von allen Kommentatoren die Stoßrichtung eines antikapitalistisch und antiliberal orientierten, jungen Nationalismus betont. Sie traf damit vor allem das Gefühl des kleinen Bürgertums, das für »seinen wirtschaftlichen und politischen Niedergang keine rationale Erklärung finden konnte« (HEINEMANN).
Das »Kapital« und die anonyme »Masse«, so ZEHRER, drohten die Mittelschicht zu zerdrücken und ihre Individualität zu vernichten. Politisch orientierte sich der TAT-KREIS daher auf die Zusammenführung des »nationalen und sozialen Pols« in Deutschland (SONTHEIMER) vom STRASSER-Flügel bis zu den Gewerkschaften. ZEHRER, Teilnehmer des gescheiterten Kapp-Putsches, wird als Vertrauter und Freund des kurzzeitigen Reichskanzlers VON SCHLEICHER beschrieben, aus dessen Geheimfonds sowohl »DIE TAT« als auch später die Tageszeitung »TÄGLICHE RUNDSCHAU« finanziert worden seien.

Das Ende der Weimarer Republik begrüßte ZEHRER in der Zeitschrift im April 1933 als »Revolution von Rechts«, er forderte die Auflösung aller Parteien in die NSDAP, denn das Ende von Rechts und Links und damit des Liberalismus überhaupt sei gekommen: »Der Typ des liberalen Menschen hat aufgehört zu existieren. Er hat wenig Zukunft. Das Tempo des Lebens wird ruhiger dahinfließen. Und das ist auch gut so, damit der Mensch wieder lernt, Mensch zu werden.« Und über die Machtübernahme durch die Nazis schrieb er: »Das ist wohl eine Revolution zu nennen. Und da sie gleichzeitig den tiefen Willen des Volkes zum Ausdruck brachte (...), ist Grund zum Feiern vorhanden.« (HANS ZEHRER: Die Revolution von Rechts, in: Die TAT, Nr.1/1933 (April), S.1ff) Der Anlehnungskurs wurde ZEHRER indes nicht honoriert: WIRSING, mittlerweile SS-Mitglied, folgte dem im Oktober 1933 abgesetzten ZEHRER als Herausgeber bis zum Ende der Zeitschrift 1939 (Nachfolger bis 1944: DAS XX. JAHRHUNDERT).

ZEHRER wurde nach 1945 langjähriger Chefredakteur der Tageszeitung »DIE WELT« (1953-66), für die er unter anderen auch WIRSING und ARMIN MOHLER als Autoren gewann. Als enger Vertrauter von AXEL C. SPRINGER - dieser nannte ZEHRER seinen »Mentor« - prägte er das Bild der konservativen Zeitung. Trotz ZEHRERS Wandel vom Apologeten des Nationalsozialismus zum Chefredakteur der »Welt« änderte sich wenig an seinen biologistischen und geschichtspessimistischen Auffassungen, weshalb ihm die Niederlage des doch auch von ihm herbei gesehnten Nationalsozialismus nur als »mystische Entscheidung der Weltgeschichte« (HEINEMANN) erklärbar war. Mit dem Wort »Verantwortung« habe er, so HEINEMANN, anscheinend nichts anfangen können.


Im apabiz befinden sich die gebundenen Jahrgänge 1928 bis 1939 mit kleinen Lücken.

Quelle: monitor Nr.36, August 2008

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