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Profil: Gesinnungsgemeinschaft der

Neuen Front (GdNF)

 

Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF)

Stand des Artikels: 1996

Gründung: 1984

Zahl der Mitglieder: ca. 50-80 (1992 einige hundert)

Funktionäre: Michael Kühnen, Christian Worch, Gottfried Küssel, Arnulf Winfried Priem, Michael Petri, Kai Dalek, Eite Homann

Struktur: Die Mitglieder entstammen den Kameradschaften der 1983 verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten (ANS/NA). »Die Gesinnungsgemeinschaft gruppiert sich um den Informationsbrief zur Lage der Bewegung “Die Neue Front”, nach dem sie sich benennt, und findet ihr Fundament in den Leserkreisen der Neuen Front.«[1] Getreu ihrem historischen Vorbild, der NSDAP, gliedert sich die Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front (GdNF) in sieben Bereiche, die sich in Gaue, Kameradschaften und Stützpunkte teilen, darunter auch die ANS-Niederlande unter Eite Homann und die österreichische Volkstreue Außerparlamentarische Opposition unter Gottfried Küssel. Der innere Kreis der Kameradschaft wird von 1984-1986 vom Komitee zur Vorbereitung der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Adolf Hitlers (KAH) gebildet. Die GdNF-Mitglieder treten ab 1984 in die Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei (FAP) ein und über- nehmen sie. Nach der Veröffentlichung eines schwulenfeindlichen Anti-Kühnen-Manifestes durch einen Teil der GdNF spaltet diese sich 1986 in einen Flügel um Kühnen und einen um den FAP-Generalsekretär Jürgen Mosler. Während der Mosler-Flügel die organisatorischen Strukturen in FAP und KAH übernimmt, bildet die GdNF um Kühnen in der Folgezeit neue Vorfeldorganisationen und regionale Wahlparteien. Mit dem Tod Kühnens am 25. April 1991 geht die faktische Führung der GdNF an eine Troika aus Christian Worch, Gottfried Küssel und Arnulf Winfried Priem über. Ende November 1994 wird Christian Worch wegen Leitung der GdNF zu zwei Jahren Haft verurteilt. Das Gericht stellt fest, daß die GdNF eine Nachfolgeorganisation der verbotenen ANS/NA sei.

Aktivitäten: Die Schwerpunkte der Aktivitäten der GdNF sind der Aufbau legaler Vorfeldorganisationen einer neuzugründenden NSDAP, Organisierung von Aufmärschen, Beteiligung an »revisionistischen Kampagnen«, paramilitärischem Training und Aurbau einer neuen »SA«. Die Umsetzung ihrer Strategien erfolgt im Rahmen der Antizionistischen Aktion (Ingrid Weckert), der Volksbewegung gegen Überfremdung, dem Antikommunistischen Aktionsbündnis (Kai Dalek), der Deutschen Frauenfront, der Freien Gewerkschaftsbewegung (Heinz Reisz), dem Volksbund Rudolf Heß (Berthold Dinter) und der Aktion Lebensschutz. Kühnen-Anhänger bilden die Nationale Sammlung, die im Februar 1989 verboten wird, die Deutsche Alternative (DA), die Nationale Liste, das Deutsche Hessen, den Nationalen Block, die Deutschen Nationalisten und weitere, kurzlebige Gruppierungen.

Periodika: Seit Dezember 1983 erscheint Die Neue Front, die sich als Informationsbrief zur Lage der Bewegung versteht, als Nachfolge der Publikation Die Innere Front der verbotenen ANS/NA. Sie wendet sich an die Mitglieder des harten Kerns, neben Befehlen der Führung finden sich Berichte der Ortsgruppen und weltanschauliche Kommentare. Nach dem Tod von Michael Kühnen wandelt sich Die Neue Front zu einer Sammlung zusammenkopierter Artikel und Flugblätter. Die letzte Ausgabe datiert von April 1994.

Programmatik: Die Neue Front »versteht sich als legaler Arm der nationalsozialistischen Bewegung der neuen Generation und damit als Keimzelle der neuzugründenden Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei«.[2] Die Generallinie der GdNF ist in dem von Michael Kühnen verfaßten Politischen Lexikon der Neuen Front niedergeschrieben. In etwa 150 Stichworten sind die Grundlagen für den jungen Nationalsozialisten festgehalten. Ideologische Grundlage der GdNF ist - neben dem Bekenntnis zum 25-Punkte-Programm der NSDAP und zum Hitler-Werk Mein Kampf - die Schrift Kühnens Die Zweite Revolution - Glaube und Kampf: »Unser Ziel ist die nationalsozialistische Revolution, aus der das Vierte Reich und eine art- und naturgemäße Neue Ordnung für die weiße Rasse hervorgehen wird. (...) Um das zu erreichen, sind in der jetzigen Kampfzeit verschiedene Zwischenziele anzustreben und zu verwirklichen: Überwindung des NS-Verbotes, Neugründung der NSDAP, Staatsreform, Vereinigung aller geschlossen siedelnden Deutschen in einem einheitlichen, souveränen und sozialistischen Großdeutschland.«[3]

Zusammenarbeit: Eng verbunden ist die GDNF mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei/Auslands- und Aufbauorganisation (NSDAP/AO). Ihre Führungskader sind in der Regel Mitglieder der von Gerhard Lauck geleiteten Organisation.

Bedeutung: Die GdNF setzt sich für eine neue NSDAP ein. Durch provokante Aktionen versucht sie seit Jahren vergeblich, auf eine Aufhebung des NSDAP-Verbotes hinzuarbeiten. Nach der Wiedervereinigung war sie für eine Zeit die bedeutendste neofaschistische Gruppierung in Deutschland und konnte gerade in der ehemaligen DDR Tausende zu ihren Aufmärschen wie dem Rudolf-Heß-Gedenkmarsch und Hunderte als Mitglieder für ihre diversen Gruppierungen mobilisieren. Der Tod Michael Kühnens und vor allem die Parteiverbote der letzten Jahren haben die Hintergrundorganisation GdNF geschwächt. Die Reste der Strukturen finden sich heute überwiegend bei den Deutschen Nationalisten wieder, andere suchen eine politische Heimat in der Deutschen Liga für Volk und Heimat oder bei den Jungen Nationaldemokraten. (B)

Autoren: Michael Bauerschmidt, Susanne Brandt, Ulli Jentsch, Kurt Ohrowski

Quelle: Mecklenburg, Jens (Hg.): Handbuch Deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S.269-271

Anmerkungen:

[1] Vgl. M. Kühnen: Politisches Lexikon der Neuen Front. Butzbach 1987, S. 187 f.

[2] Ebenda.

[3] M. Kühnen: Die Zweite Revolution - Glaube und Kampf. Manuskript von ca. 1979.

 

Weitere Materialien:

Seit Dezember 1983 erscheint Die Neue Front, die sich als Informationsbrief zur Lage der Bewegung versteht, als Nachfolge der Publikation Die Innere Front der verbotenen ANS/NA.

 

Weiterführende Literatur:

 

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